Wenn Flüstern hören zum magischen Moment wird
Hörgeräte gleichen die meisten Hörschäden aus. Bei besonders starkem Hörverlust und unter bestimmten medizinischen Umständen sind allerdings andere Lösungen gefragt, zum Beispiel ein Cochlea-Implantat.
„Hören zu können, ist entscheidend für die Teilnahme am sozialen und beruflichen Leben. Cochlea-Implantate (CI) stellen daher für meine Patienten einen enormen Gewinn an Lebensqualität dar“, sagt Prof. Dr. med. Mark Praetorius, Leiter der Sektion Otologie und Neuro-Otologie der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Heidelberg und Spezialist für die hörverbessernde Mikrochirurgie des Ohres.
Ein Cochlea-Implantat ist eine medizintechnische Alternative für Menschen mit hochgradigem Hörverlust, Innenohrschwerhörigkeit bis hin zur völligen Taubheit. Vor allem wenn Wörter und Gespräche nicht richtig verstanden werden, reichen Hörgeräte nicht mehr aus oder bringen im Einsatz nicht die gewünschte Verbesserung. Bei vielen Menschen ist der Hörverlust auf eine Schädigung der Haarzellen im Innenohr (Cochlea) zurückzuführen. Das Cochlea-Implantat übernimmt hier die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs und ermöglicht die Übertragung der Audiosignale an die Hörnerven bis ins Gehirn. Ebenso wie eine Beinprothese Läufern und Fußballspielern zu neuen sportlichen Hochleistungen verhilft, bringen Cochlea-Implantate das Hörvermögen aber auch die Integration in das Lebensumfeld der Nutzer zurück. Denn viele Betroffene stellen nach und nach geliebte Gewohnheiten wie Radio hören und telefonieren ein und entfernen sich von Freunden und Familie. Das muss aber nicht sein, denn neben Hörgeräten sind Cochlea-Implantate eine wirkliche Alternative für mehr Lebensqualität.
Unterschied zwischen Hörgeräten und CI
Hörgeräte verstärken Schall und nutzen das beim Träger vorhandene Resthörvermögen. Ein CI hingegen ersetzt die Funktion der Hörsinneszellen und stimuliert den Hörnerv direkt, auch wenn kein natürliches Hörvermögen vorhanden ist. Dadurch profitieren CI-Träger im Alltag von einem besseren Sprachverständnis. Die Implantate bestehen aus zwei Hauptkomponenten: dem Soundprozessor, der mit Sendespule am Kopf oder hinter dem Ohr getragen wird, und dem eigentlichen Implantat unter der Haut. Ein Cochlea-Implantat wird oftmals auch in Kombination mit Hörgeräten genutzt. Durch die Kombination mit modernem Zubehör können Träger zum Beispiel Audiosignale – Musik, Telefonate, Filme – über den CI-Soundprozessor und die Hörgeräte direkt ins Ohr streamen. Dadurch lässt sich das kombinierte, bimodale Hörsystem an verschiedene Hörsituationen anpassen.
Aufklärung und vertrauensvolle Beratung stehen an oberster Stelle
Erster Ansprechpartner für ein CI ist ein spezialisierter Hörakustiker oder HNO-Arzt, die den Interessenten an eine HNO-Klinik überweisen. In einem individuellen Beratungsgespräch stellen dort Ärzte und Audiologen, die eigens auf die Versorgung mit CI geschult sind, die unterschiedlichen Funktionen und Modelle vor. Hierbei ist es ratsam, sich die Zeit zu nehmen, um das ideale Modell auszuwählen – schließlich wird es den Träger ein Leben lang begleiten. Neben der technischen Leistung des Implantats sollte auch auf eine leichte Handhabung des Soundprozessors und des Zubehörs geachtet werden.
„Der Eingriff ist eine Routine-OP, die von speziell geschulten HNO-Chirurgen durchgeführt wird. Der stationäre Aufenthalt dauert etwa eine Woche. Während der Rehabilitation passen Audiologen und Akustiker das neue CI-Systems an die Bedürfnisse und den individuellen Höreindruck des Trägers an“, erklärt Prof. Dr. med. Mark Praetorius. „Sowohl die Behandlung als auch die Nachversorgung wird in der Regel von den gesetzlichen und den meisten privaten Krankenkassen übernommen. Wie bei der Versorgung mit Hörgeräten, gilt auch hier: Je früher, desto besser sind die Ergebnisse.“
Wie sich das Tragen eines CI anfühlt, haben hier einige Träger beschrieben. Einen Erfahrungsbericht zum Anschauen finden Sie hier. Die Initiative „Ich will Hören“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Hörimplantate zu informieren. Hier erhalten Interessierte kostenfreie Infomaterialien.