Superohren
Dass Fledermäuse, Hunde, Katzen und Delfine besser hören können als Menschen, ist vielen bekannt. Aber gibt es auch Menschen, die besser hören können als andere?
Hören Frauen besser als Männer oder haben unsere Männer nur einfach keine Lust, uns zu zuhören?
Nicht selten hört man einen Mann sagen: „Meine Frau hat Superohren. Sie hört, wenn ich am Telefon entnervt mit den Augen rolle. Und, vor allem – was ich gerade denke. Sogar bei aufgelegtem Hörer.“ Ein typisches Klischee, aber dennoch wahr. Frauen hören tatsächlich besser als Männer, denn ihr Hörvermögen lässt langsamer nach. Der Grund dafür ist einfach: weibliche Hormone sind gut für das Gehör. Beispielsweise hat das Hormon Östrogen einen Schutzeffekt auf die Rezeptoren im Ohr. Aber nicht verzweifeln liebe Männer – Im Sprachgetümmel gelingt es dagegen euch besser, sich zu konzentrieren und nur einer Stimme zuzuhören. Frauen lassen sich vergleichsweise leichter ablenken, auch wenn man das Gegenteil vermuten würde.
Gutes Hören ist altersbedingt
Höruntersuchungen haben ergeben, dass im Alter von circa 50 bis 60 Jahren unsere Hörfähigkeit ohne ersichtlichen Grund deutlich abnimmt. In der Regel geschieht das recht langsam und betrifft zunächst die hohen Töne. Falls der Großvater also ständig die Klingel überhört, macht er das vermutlich nicht mit Absicht. Hinzu kommen ab und an störende Ohrgeräusche wie zum Beispiel ein Tinnitus, oder es fällt älteren Menschen schwer, Gesprächen in lauter Umgebung zu folgen.
Verantwortlich für die Altersschwerhörigkeit sind das Innenohr mit seinen Sinneszellen, der Hörnerv und bestimmte Hirnbereiche, welche die Signale weiterverarbeiten. Dem ist vorausgesetzt, dass eine krankhafte Ursache ausgeschlossen ist.
Diese altersbedingte Schwerhörigkeit wird von den Betroffenen selbst oftmals gar nicht wahrgenommen. Erst wenn sie von Familie und Freunden darauf angesprochen werden, merken sie, dass etwas nicht stimmt.
Blinde Menschen hören mehr
Andrea Bocelli und Stevie Wonder – zwei außergewöhnliche Künstler mit außergewöhnlichen musikalischen Leistungen. Doch hören Blinde tatsächlich besser? Der Verlust der Sehkraft führt dazu, dass andere Sinne geschärft werden. Eine kanadische Untersuchung hat gezeigt, dass Blinde Geräusche der Umwelt differenzierter wahrnehmen, besser lokalisieren und Tonfrequenzen besser heraushören können. Nicht nur interessant, sondern auch sinnvoll, denn Blinde müssen sich in vielen Situationen ganz und gar auf ihr Ohr verlassen und sind deshalb umso mehr auf einen ausgeprägten Gehörsinn angewiesen.
Ein gutes Hörvermögen lässt sich trainieren
Eine Studie der Universität Magdeburg und zweier Hochschulen in Hannover hat ergeben, dass Dirigenten ein wesentlich besseres räumliches Hörvermögen als andere Menschen haben. Grund hierfür ist offenbar das intensive berufsbedingte Training mit einem Orchester. Was für Dirigenten gilt, trifft auch auf „Otto Normalverbraucher“ zu. Durch Hörerlebnisse werden Hirnprozesse angeregt. Umgekehrt ist es aber auch so, dass das Gehirn das Auswerten bestimmter Hörbereiche verlernen kann, wenn diese nicht mehr wahrgenommen werden. Schallwellen, die ans Ohr dringen, werden in Signale umgewandelt, die über spezielle Nervenbahnen ins Hörzentrum des Gehirns gelangen und dort analysiert und interpretiert werden. Diese Vorgänge sind aufgrund ihrer unglaublich hohen Komplexität noch nicht einmal bis ins Detail erforscht.
Wir kommen zu dem Entschluss, dass es tatsächlich Unterschiede im Hörverhalten verschiedener Menschen gibt. Nicht nur das Alter und das Geschlecht, sondern auch der Beruf können hier eine tragende Rolle spielen. Sollten Sie an Ihrem eigenen Hörvermögen zweifeln oder Defizite bemerken, konsultieren Sie idealer Weise einen Hörakustiker oder HNO-Arzt vor Ort.
Zu einer ersten Einschätzung bietet sich zudem unser Online-Hörtest an.