Sprachentwicklung und Hörminderung bei Kindern

Sprachentwicklung und Hörminderung bei Kindern

Kinder lernen in ihrem ganz eigenen Tempo sprechen und ihre Umwelt wahrzunehmen. Doch es gibt einige Anhaltspunkte, an denen sich Eltern orientieren können, um die Sprachentwicklung ihres Kindes zu verfolgen und so eine mögliche Hörminderung zu erkennen.

Spracherwerb und Hörminderung

Die Entwicklung der Sprache bei Kindern ist sehr individuell. Einige sagen ihre ersten Wörter bereits mit neun Monaten, andere mit über einem Jahr. Das ist vollkommen natürlich und zunächst kein Grund zur Sorge bei den Eltern. Kinder bringen von Geburt an alles mit, was sie benötigen, um sprechen zu lernen. Denn sie möchten mit den Menschen in ihrer Umgebung, die sich liebevoll um sie kümmern, eine Beziehung aufbauen. Dabei folgen sie keinen strikten Regeln oder kennen wie Erwachsene die einzelnen Stufen der Sprachentwicklung. Die Natur gibt bereits alles vor, was Kinder zum Spracherwerb benötigen.

Das Gehörte beeinflusst diese Entwicklung maßgeblich. Sollte eine Hörminderung oder -störung vorliegen, fällt es Kindern schwerer, das Sprechen zu erlernen, da sie ihre Eltern nicht (richtig) sprechen hören und demzufolge die Sprache nicht nachmachen können. Aus diesem Grund sollten Eltern den natürlichen Verlauf der Sprachentwicklung von Kindern kennen. Das gibt die Möglichkeit zu reagieren, falls das Kind von diesem Verlauf abweicht.

Die Sprachentwicklung von Kindern

  • Bis 3 Monate: Das Kind reagiert auf laute Geräusche, indem es aufschreckt.
  • Ab 3 Monaten: Das Kind beginnt die Richtungen, aus denen ein Geräusch kommt, wahrzunehmen. Das ist daran erkennbar, dass es den Blick in die Richtung des Geräuschs bringt oder die Augen bei lauteren Geräuschen weit aufmacht. Außerdem beginnt es nun, seine eigene Stimme mehr und mehr auszutesten und Geräusche zu erzeugen.
  • Ab 6 Monaten: Nun bringt das Kind nicht nur seinen Blick in die Richtung der Geräusche, sondern dreht auch seinen Kopf dorthin. Möglicherweise beginnt es auch mit ersten Sprechversuchen wie „Mama“ und „Papa“. Mit welchen Wörtern das Kind sein Sprechen startet, hängt auch immer von den jeweiligen Bezugspersonen ab.
  • Ab 9 Monaten: Das Kind versteht inzwischen erste Wörter. Das ist daran erkennbar, dass es beispielsweise bei dem Wort „Mama“ seine Mutter ansieht.
  • 12 bis 18 Monate: In dieser Zeitspanne sollte das Kind spätestens seine ersten Wörter sagen können. Wie schnell das passiert, ist bei jedem Kind unterschiedlich und ganz individuell. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Mädchen tendenziell schneller sprechen lernen als Jungen. Doch das muss auch nicht zwingend so sein. Außerdem beginnt das Kind zwischen seinem ersten Lebensjahr und 18 Monaten Dinge zu benennen, die es macht, sieht oder hört.
  • Ab 18 Monaten: Das Kind versteht jetzt einfache Sätze und kann den Eltern oder anderen Bezugspersonen folgen. Außerdem reagiert es auf einfache Anweisungen.
  • 24 Monate: Menschen, die nicht täglich mit dem Kind zusammen sind, sollten es jetzt auch verstehen und ihm folgen können.
  • 3 bis 5 Jahre: Das Kind kann sich inzwischen gut sprachlich äußern. Es kann Fragen stellen und Informationen aufnehmen, seine eigenen Wünsche verbalisieren und nahezu alles verstehen

Gründe für Hörminderung

Sollte ein Kind an einer Hörminderung leiden, so wird das in den meisten Fällen bei den U-Untersuchungen festgestellt. Durch eine frühzeitige Erkennung kann eine Verminderung oder Störung des Gehörs bei Kindern sehr gut behandelt werden. Bei einer Hörminderung werden zwei Arten unterschieden: einerseits die angeborene und andererseits die erworbene Schwerhörigkeit, die entweder ein- oder beidseitig auftreten kann.

Ursache für eine Hörminderung kann beispielsweise eine Infektion der Mutter während der Schwangerschaft sein. Außerdem können aber auch Krankheiten, wie beispielsweise eine Mittelohrentzündung des Kindes nach der Geburt, ein Auslöser für Schwierigkeiten beim Hören sein. Ein Hörscreening kann Aufschluss darüber geben, ob ein Kind an einer Hörminderung leidet.

Neugeborenen-Hörscreening

Eine angeborene Hörstörung kann heutzutage mithilfe des Neugeborenen-Hörscreenings frühzeitig erkannt werden. Dies ist sehr wichtig, weil Kindern mit einer angeborenen Taubheit durch die Versorgung mit einem Cochlea Implantat eine ganz normale Entwicklung ermöglicht werden kann.

Diese Therapieoption ist umso erfolgreicher, je früher die Diagnose gestellt wird. Durch die Früherkennung ist die angeborene Taubheit rechtzeitig versorgbar, sodass diese Menschen danach wieder hören können. Wenn Eltern trotz eines normalen Befunds während des Hörscreenings Zweifel an der Hörfähigkeit ihres Kindes haben, sollten sie sich an einen HNO-Arzt wenden.

Anzeichen einer Hörminderung bei Kindern

Das Gehör ist entscheidend für die Entwicklung des Sprachvermögens, sodass über die Sprachentwicklung des Kindes erste Anzeichen einer Hörminderung wahrgenommen werden können. Daher ist es wichtig, dass auch Eltern Anzeichen erkennen und reagieren. Neben den Sprachfähigkeiten und der Entwicklung des Kindes, auf die Eltern achten sollten, geben auch folgende Anzeichen Aufschluss über eine mögliche Hörminderung:

  • Laute Geräusche lenken das Kind nicht ab.
  • Das Kind berührt häufig ein Ohr oder beide beziehungsweise hält die Ohren zu.
  • Mit zwölf Monaten erkennt das Kind den eigenen Namen noch immer nicht.
  • Für die gesamte Familie reicht die Lautstärke des Fernsehers aus, doch das Kind setzt sich dicht davor.
  • Es erschrickt nicht bei lauten Geräuschen.

Eltern sollten grundsätzlich auf die Entwicklung ihres Kindes achten und bei Auffälligkeiten einen Kinderarzt aufsuchen. Bei frühzeitigem Erkennen einer Hörminderung ist diese heute sehr gut behandelbar.

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