Spielerisches Hörtraining im Alltag
Hörtraining mit Spaß: Gutes Hören spielerisch zu üben ist für alle Kinder sehr sinnvoll. Tägliche Routinen eignen sich hervorragend für spielerisches Hörtraining im Alltag. Hinzu kommen Hörtests und eine frühzeitige Versorgung für Kinder mit Höreinschränkungen. So können Eltern und pädagogische Einrichtungen das Gehör von Kindern täglich trainieren.
Weltweit sind 34 Millionen Kinder von einschränkendem Hörverlust betroffen. Hören ist für die Sprachentwicklung von Kindern und für den Erwerb von Wissen enorm wichtig. Da Kinder mit Schwerhörigkeit ihre Mitmenschen nicht oder nicht ausreichend sprechen hören, fällt es ihnen schwerer, die Sprache nachzuahmen – die Entwicklung wird gebremst. Was dagegen hilft? Je früher und regelmäßiger Eltern das Gehör ihrer Kinder überprüfen lassen, desto früher lässt sich ein Hörverlust bei Kindern feststellen. Und desto eher können sie mit Hörsystemen und kindgerechten Übungen im Alltag entgegenwirken.
Um optimale Sprachfähigkeiten zu entwickeln, hilft Kindern mit Hörverlust spielerisches Hörtraining im Alltag, abwechslungsreiche Hörumgebungen und ein Fokus auf das Zuhören. Ideal umsetzen lässt sich das bei täglichen Routinen. Durch dieses Training „nebenbei“ können Eltern, Erzieher oder Lehrerinnen die Hör-, Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten von Kindern, die schlecht hören, spielerisch trainieren.
Routinen rund um Hörsysteme
Für gutes Hören und effektives Hörtraining ist es entscheidend, dass Kinder mit Schwerhörigkeit ihre Hörgeräte oder Cochlea-Implantate jeden Tag tragen. Dabei ist es wichtig, dass die Geräte gut und schmerzfrei sitzen, denn nur so machen Hören und spielerisches Hörtraining im Alltag Spaß. Mithilfe des sogenannten Ling-Tests können Eltern täglich aufs Neue feststellen, ob die Hörsysteme einwandfrei funktionieren. Dazu sprechen sie die sechs „Ling-Laute“ vor, die alle Phoneme – das sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Spracheinheiten wie „a“ und „o“ in Rasen und Rosen – abdecken. Die Kinder sollen dann zum einen beispielsweise mit einem Klatschen darauf reagieren, zum anderen die Laute wiederholen. Dies kann zu einem spaßigen morgendlichen Hörtraining für jeden Tag werden.
Wie können Eltern das Gehör von Kindern im Alltag trainieren?
Damit Kinder mit Schwerhörigkeit ihr Gehör optimal trainieren können, sollten sie vermehrt mit Sprache in Kontakt kommen. Für Eltern, Erzieher und Lehrerinnen heißt das: Spielerisches Hörtraining im Alltag durch aktives Sprechen. Zum Beispiel indem Sie diese Kinder häufig fragen, was sie gerade tun, denken oder fühlen – oder auch über ihre eigenen Handlungen oder Gedanken sprechen. Es hilft außerdem, Details zu beschreiben: Wie schmeckt das Essen, wie fühlt sich die Kleidung an, wie klingt der bellende Hund und wie viele Teller stehen auf dem Tisch? Bei jüngeren Kindern bietet es sich an, Handlungen und Tätigkeiten wie Windeln wechseln oder Essen vorbereiten detailliert zu beschreiben. Außerdem kann man Kinder, die Höreinschränkungen haben, immer wieder auf Alltagsgeräusche aufmerksam machen.
Das Hören von Musik oder Hörbüchern, Singen oder Bücherlesen trainiert das Gehör von Kindern im Alltag spielerisch. Lieder und Kinderreime schulen die Aufmerksamkeit und vermitteln spielerisch auch komplexe Wörter oder Satzstrukturen.
Hilfreich für das Hörtraining kann auch ein Tagebuch sein, in das Kinder und Eltern gemeinsam Erlebnisse durch Schrift oder Zeichnungen festhalten und darüber sprechen können. Mehrsprachige Familien sollten Kindern im Alltag sowohl die Muttersprache als auch die Landes- oder Zweitsprache anbieten. Denn Höreinschränkungen und ein Hörsystem stehen einer Mehrsprachigkeit nicht im Weg.
Wie können Eltern schwerhöriger Kinder das Zuhören trainieren?
Auch durch das aktive Zuhören trainieren Kinder mit Schwerhörigkeit ihr Gehör. Routinen im Alltag eignen sich für das Zuhören besonders gut. Eltern können ihren Kindern über den Tag verteilt Anweisungen geben, zunächst ohne diese durch Gesten zu unterstützen. Gesten kommen erst hinzu, wenn das Kind unsicher ist. Die Anweisung „Zieh bitte deine Schuhe an“ oder „Deck bitte den Tisch mit vier kleinen Tellern“ geht also dem gemeinsamen Gang zum Schuhschrank oder in die Küche voraus. Länge und Komplexität der Anweisungen lassen sich schrittweise erhöhen, um das Gehör von Kindern spielerisch immer stärker zu fordern und beispielsweise Abfolgen durch „zuerst“, „danach“ und „am Schluss“ sprachlich deutlich zu machen.
Lernen mit Hörverlust: Welche pädagogische Einrichtung ist die richtige?
Hörverlust bei Kindern ist kein Ausschlusskriterium für die Aufnahme in einem öffentlichen oder privaten Regelkindergarten. Die schwerhörigen Kinder bekommen oftmals Pädagogen mit speziellen Zusatzausbildungen. Eltern sollten jedoch überlegen, ob es je Schwere der Beeinträchtigung sinnvoller ist, dass ihr Kind einen Kindergarten mit speziellen pädagogischen Förderangeboten besucht.
Ähnlich wie für den Kindergarten müssen Eltern auch zum Schulbeginn die Entscheidung treffen, welche Schulform sie für ihre Kinder mit Hörverlust wählen. Möglich ist viel, von Regelschulklassen mit spezieller Zusatzbetreuung über Inklusionsklassen bis hin zu Klassen ausschließlich für Kinder mit Schwerhörigkeit. Stimmen die Rahmenbedingungen, steht einer erfolgreichen Schulzeit nichts im Weg.
Wichtig ist, Kinder mit Schwerhörigkeit nicht anders zu behandeln als hörende Kinder. Denn Kinder, die schlecht hören, können genauso viel leisten wie Kinder ohne Schwerhörigkeit und ihre individuellen Begabungen nutzen, wie viele Beispiele zeigen. Durch konsequentes und routiniertes Training ermöglichen Eltern und pädagogische Einrichtungen Kindern mit Schwerhörigkeit den Weg zum Hören – und damit in ein selbstbestimmtes Leben.
Sie haben den Verdacht, dass Ihr Kind schlecht hört? Ein Hörtest und weitere Untersuchungen bringen Klarheit. In unserer HNO-Arzt-Suche finden Sie eine passende Arztpraxis direkt in Ihrer Nähe
