Schaufensterpuppe lernt Gebärdensprache
Zwei Schüler haben im Rahmen von „Schüler experimentieren Hessen 2019“ einen Roboter entwickelt, der gesprochene Sprache in Gebärdensprache umwandeln kann. Der BVHI (Bundesverband der Hörgeräte-Industrie) hat diesen Projekt unterstützt.
Die Sechstklässler Daniel Homburg und Mirja Sophie Thieme haben allen Grund stolz auf sich zu sein! Gemeinsam haben sie einen humanoiden Roboter auf Basis einer Schaufensterpuppe konstruiert, der Buchstaben in Gebärdensprache darstellen kann. Dafür wurden sie mit dem ersten Preis im Fachgebiet Technik beim Wettbewerb „Schüler experimentieren Hessen 2019“ im Rahmen von „Jugend forscht“ ausgezeichnet.
Idee entstand auf dem Schulweg
Die Idee zur Entwicklung von „Robo Talk“ – so der Name des Roboters – kam Daniel Homburg, weil er auf seinem Schulweg täglich an einer Schule für Gehörlose vorbeikommt. Seine Mitschülerin Mirja Thieme konnte er ziemlich schnell dafür gewinnen, beim Bau von Robo Talk mitzumachen. Sie organisierten eine Schaufensterpuppe, und statteten sie mit einem eigens konzipierten Roboterarmen aus.
Bedürfnisse gehörloser Menschen
Um die Bedürfnisse von Menschen mit einer Hörminderung zu erforschen, befragten die Schüler 50 gehörlose Menschen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass sich taube Menschen insbesondere in Schule und Ausbildung benachteiligt fühlen. Daraufhin ermittelten sie den aktuellen Forschungsstand über Technologien zur Übersetzung von Gebärdensprache. Zwar hatten sich Forscher bereits intensiv mit der Erkennung von Gebärdensprache beschäftigt, aber noch kaum mit Übersetzungsfunktionen. Aktuell gibt es außerdem noch keinen Roboter, der sich in Gebärdensprache ausdrücken kann. Ein solcher Übersetzungsroboter könnte beispielsweise an Infoschaltern zum Einsatz kommen.
Roboterarm aus dem 3D-Drucker
Um ihrer Schaufensterpuppe das Sprechen in Gesten beizubringen, produzierten sie einen Roboterarm mit sehr beweglichen Fingern im 3D-Drucker. Denn diese sind notwendig, um Gebärdensprache darzustellen. Anschließend programmierten sie die Zeichen des Gebärdensprachen-Alphabets. Aktuell ist Robo Talk in der Lage, Zahlen von 1 bis 20 sowie Buchstaben darzustellen, für die zwei Arme genügen. Zeichen, für die Kopfbewegungen erforderlich sind, kann der Roboter noch nicht übersetzen. Damit Robo Talk die gesprochene Sprache auch versteht, haben ihn die Schüler mit einem Mikrofon ausgestattet. Der Roboter wandelt das gesprochene Wort dann in Gebärdensprache um. Kann er mit seinen beiden Armen ein Wort nicht darstellen, buchstabiert Robo Talk es. Und in lauten Räumen, in denen der Roboter Schwierigkeiten mit dem Verstehen hat, lassen sich Wörter auch manuell eintippen.
BVHI stiftet Sonderpreis „Innovationen für Menschen mit Behinderung“
Die Preise wurden am 22. Februar 2018 in den Räumen des Fraunhofer-Instituts in Darmstadt verliehen, nachdem die Schüler der Jury ihr Projekt vorgestellt und erläutert haben. Anschließend standen sie interessierten Besuchern für Fragen zur Verfügung. Der Bundesverband der Hörgeräteindustrie (BVHI) stiftete für das Projekt den Sonderpreis „Innovationen für Menschen mit Behinderung“.
Was die Gebärdensprache für Hörgeschädigte bedeutet, erfahren Sie in unserem Artikel „Bilingualismus“.