Reise in die Zukunft – Teil 5
Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Innovationen der Hörsystemtechnik auch in Cochlea-Implantaten (CI) integriert werden. Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, Menschen mit einer Hörschädigung noch bessere Produkte anzubieten.
Cochlea-Implantate (CI) sind eine medizintechnische Alternative, wenn Hörgeräte nicht mehr ausreichen. Für Menschen mit hochgradigem Hörverlust, einer Innenohrschwerhörigkeit oder gar einer völligen Taubheit bieten die Implantate die Chance auf eine akustische Wiedergeburt. Wenn der Hörverlust auf eine Schädigung der Haarzellen im Innenohr (Cochlea) zurückzuführen ist, übernimmt das CI die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs und ermöglicht die Übertragung der Audiosignale direkt an die Hörnerven bis ins Gehirn.
Immer kleiner, immer besser
„Es wächst zusammen, was zusammengehört“ – getreu diesem Motto beschäftigt sich die Forschung aktuell intensiv damit, Innovationen der Hörsystemtechnik in CIs zu integrieren, um deren Anpassung zu verbessern. Durch den Rückgriff auf Daten verschiedener CI-Einstellungen sollen diese schneller optimiert werden. So wie sich Hörgeräte an unterschiedliche Geräuschumgebungen anpassen, könnte dies bei CI´s ebenfalls möglich gemacht werden. Außerdem treiben Forscher die Miniaturisierung nicht nur von Hörgeräten, sondern auch von CI´s voran. An der Uniklinik Jena wurde 2017 erstmals ein Hörsystem vollständig implantiert und damit tatsächlich unsichtbar.
Zellwachstum rund ums Implantat anregen
Doch nicht nur bei den Hörsystemen gibt es bemerkenswerte Entdeckungen. In den Forschungslaboren wird auch versucht das Zellwachstum rund um die Implantate anzuregen. Denn für den Erfolg der CI-Versorgung spielt es eine ganz entscheidende Rolle, wie der Körper auf das Implantat reagiert. Derzeit untersuchen Forscher, ob sich das Zellwachstum mit einer Nanobeschichtung steuern lässt. Bisher haben sie bereits herausgefunden, dass Zellen bei einer positiven elektrischen Ladung der Materialoberfläche wachsen. Bei einer negativen Ladung hingegen findet kein Wachstum statt. Die Krux: Bislang war es nicht möglich, diese Ladung zu beeinflussen. In Zukunft soll das aber mit einer Oberflächenbeschichtung aus Nanopartikeln machbar sein. Zudem arbeiten die Forscher an einer zusätzlich fixierenden Metallbeschichtung, um unerwünschte Reaktionen mit Körperzellen zu verhindern.
Für jede Hörminderung die passende Versorgung
Jede Form des Hörverlustes ist unterschiedlich und erfordert eine individuell angepasste Versorgung. Michael Schwaninger, Vorstandsmitglied der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft, begrüßt diese Entwicklungen und neue Möglichkeiten der Versorgung: „Aus Patientensicht freuen wir uns über die Anstrengungen der Industrie das Hören mit Cochlea Implantaten und Hörsystemen weiter zu optimieren und zu integrieren. Jeder Mensch und damit jede Schwerhörigkeit ist anders und die heutigen technischen Möglichkeiten im kombinierten Einsatz (Elektrisch Akustische Stimulation) machen mich zuversichtlich, dass dieser Trend sich weiter fortsetzen wird – zum Wohle der Patienten.“
Lesen Sie hier, wie Michael Schwaninger sein Gehör verloren, aber dank CIs einige Jahre später eine akustische Wiedergeburt feiern konnte.