Musik kann gegen Schwerhörigkeit helfen

Warum musizieren Höreinschränkungen lindert und wie Sie trotz Hörsystem Musik genießen

Musizieren kann gegen Schwerhörigkeit helfen. Denn das Spielen eines Instruments erhöht die auditive Wahrnehmung. Und: auch mit Hörsystem ist Musikgenuss und Musizieren möglich. 

„Ich glaube, dass Musik an sich heilend ist“, sagte einmal der amerikanische Sänger, Pianist und Songschreiber Billy Joel. Und tatsächlich hat Musik viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Gedächtnis. Wie eine US-amerikanische Studie bestätigt, kann Musik gegen Schwerhörigkeit helfen. Denn das Spielen eines Instrumentes und ein musikalisches Training können das Hörvermögen verbessern. Es zeigt sich, dass die Schwerhörigen, die ein Instrument spielen, Geräusche besser wahrnehmen und sich diese besser merken können als Nichtmusiker.

kann Musikgenuss das Gehör verbessern

Zuhören ist eine aktive Fähigkeit. Man braucht dazu ein gewisses Maß an Konzentration, Aufmerksamkeit, Interesse für die Klänge und Fokussierung.

Wer übt, sich auf Klänge zu konzentrieren, kann sein Gehör verbessern. Das gelingt mit Musik besonders gut. Hörübungen können Ihnen dabei helfen zu erkennen, woher die Töne kommen und wie sie erzeugt werden. Das wirkt sich positiv auf das Hören aus.

Musikhören macht nicht nur Spaß, sondern kann sich auch positiv auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden auswirken. Denn Musik kann unter anderem die Stimmung verbessern, Stress abbauen, Ängste mindern, die Leistungsfähigkeit beim Sport steigern, das Gedächtnis und das Gehör verbessern, Schmerzen lindern oder Trost spenden.

Wie kann man das Gehör verbessern und trainieren?

Sie können, ähnlich wie es Musiker unbewusst tun, ihr Gehör regelmäßig trainieren. Wenn Sie musikalisch sind bzw. sich gut mit Musik auskennen, können diese einfachen Alltagsübungen Ihnen dabei helfen.

• Musik hören

Stellen Sie sich beim Musikhören vor, wie sie gespielt wird und versuchen Sie zu unterscheiden, welche Akkorde oder Noten von welchen Instrumenten wie Klavier, Geige oder Bass stammen.

• Aktives zuhören

Versuchen Sie, verschiedene Geräusche in Ihrer Umgebung zu unterscheiden. Schließen Sie dazu die Augen. Können Sie zwischen hohen und tiefen Tönen unterscheiden? Hören Sie auf alle Geräusche, die Sie wahrnehmen und identifizieren Sie diese, beispielsweise Vogelgezwitscher, Schritte, Maschinen- oder Autolärm.

• Geräusche orten

Stellen Sie einen Lautsprecher oder ein Radio in einem Teil des Raums auf und spielen Sie Musik in einer für Sie angenehmen Lautstärke ab. Stellen Sie dann einen weiteren Lautsprecher, ein Radio oder eine andere Schallquelle an einer anderen Stelle im selben Raum auf. Stellen Sie die Lautstärke so ein, dass die Geräusche aus beiden Lautsprechern zusammen eine laute Umgebung ergeben. Bitten Sie schließlich jemanden, Sätze vorzulesen, während Sie sich im Raum bewegen. Versuchen Sie, mit geschlossenen Augen jeden Satz zu wiederholen und auch zu erkennen, wo sich die Person befindet.

• Auf Geräusche hören

Schalten Sie in einem Raum das Radio ein und hören Sie zu, während Sie durch Ihr Haus oder Ihre Wohnung gehen. Versuchen Sie, bestimmte Wörter oder Instrumente zu identifizieren. Das Üben der Klangortung und -identifizierung trainiert die Fähigkeit des Gehirns, Klänge zu lokalisieren und zu verstehen.

• Den Rhythmus als Orientierungshilfe nutzen

Sie können auch Ihr Rhythmusgefühl trainieren. Eine einfache Möglichkeit ist beispielsweise, sich ein Lied anzuhören und dann zu versuchen, im Takt des Schlagzeugs zu klopfen.

• Singen Sie die Noten, die Sie spielen

Dazu brauchen Sie ein Instrument, das richtig gestimmt ist. Versuchen Sie, während Sie eine Standard-Dur-Tonleiter (C, D, E, F, G, A, H, C) spielen, jede Note der Tonleiter so genau wie möglich zu singen. Spielen Sie eine Note nach der anderen und passen Sie Ihre Stimme an die Tonhöhe an.

• Hören Sie verschiedene Musikgenres

Weltweit gibt es eine große Vielzahl an Musikrichtungen. Während die moderne westliche Musik durch eine achttönige Tonleiter gekennzeichnet ist, basiert die asiatische Musik häufig auf einer fünftönigen Tonleiter. Lauschen Sie den unterschiedlichen Klängen.

• Einfach wieder musizieren oder damit beginnen – nehmen Sie Musikunterricht

Es ist nie zu spät, mit dem Musizieren zu beginnen oder beispielsweise das Klavierspielen aus Kindertagen wieder aufzufrischen. Trauen Sie sich und nehmen Sie Musikunterricht. Oder singen Sie im Chor oder Solo. Das weckt Lebensfreude und verbessert Ihre Hörfähigkeit.

Egal, ob Sie singen, spielen oder einfach nur zuhören – Musik ist eine Aktivität, die Körper und Geist enorm stimuliert, Spaß macht und die Entwicklung des Gehirns fördert. Musik hören und mit Musik trainieren trägt dazu bei, dass Sie mehr von Ihren Hörgeräten profitieren, Ihr Gehör verbessern und das Sprachverständnis in lauten Umgebungen schulen.

Kann man mit Hörsystemen Musik hören?

Einige Menschen mit Hörgeräten unterlassen es, Musik zu hören, weil sie nicht gut klingt. Das muss nicht sein, denn Hörsysteme lassen sich für Musikgenuss anpassen. Sprechen Sie über Ihre Musikvorlieben mit Ihrem Hörakustiker.

Die menschliche Sprache liegt zwischen 30 Dezibel und 85 Dezibel, was eine Bandbreite von etwa 50 Dezibel ergibt. Musik hat jedoch eine Bandbreite von mehr als 100 Dezibel, wobei die niedrigeren Frequenzen am wichtigsten sind. Für Musik optimierte Hörgeräte müssen deshalb in der Lage sein, sich an Audiosignale mit großem Dynamikbereich ohne Verzerrung und an einen breiten Frequenzbereich anzupassen. Für Musikliebhaber mit Hörgerät gibt es verschiedene Möglichkeiten. Fast jedes Hörgerät mit mehreren Programmen kann mit einer Musikeinstellung konfiguriert oder vom Hörakustiker programmiert werden. Viele Hersteller von Hörgeräten bieten auch Zusatzgeräte an, die die Qualität der Audiowiedergabe von externen Geräten erhöhen. Eine der wichtigsten Technologien dazu ist bei Hörgeräten Bluetooth mit der Musik direkt an den Prozessor des Hörgerätes drahtlos übertragen wird – ohne Verzerrungen und Hintergrundrauschen.

Musikgenuss mit Hörimplantat

Der Musik-Hörgenuss stellt sich nach einer Implantation meist nicht von selbst ein, sondern bedarf eines gezielten Hör- bzw. Musiktrainings. Viele Beispiele zeigen aber, dass sogar Musiker mit Hörimplantaten wieder im Orchester musizieren können. Zahlreiche Rehabilitations-Materialien für Betroffene und Spezialisten helfen dabei, die Musikwahrnehmung zu trainieren.

Ein guter Tipp für Hörimplantat-Träger ist zum Beispiel, das Training mit vertrauten Liedern und Melodien zu beginnen, um sich mit dem neuen Klangempfinden vertraut zu machen. Für Kinder empfehlen sich Kinderlieder und einfache Melodien.