Können auch Pflanzen hören?
Einige Heimgärtner und Pflanzenliebhaber sind sich sicher: Wenn sie ihren Blumen und Gewächsen Musik vorspielen oder gar mit ihnen sprechen, gedeihen diese besser. Aber können Pflanzen wirklich hören?
Das „Gehör“ der Pflanzen
Natürlich wissen wir, dass Pflanzen keine Ohren besitzen, wie sie bei Menschen und Tieren vorhanden sind. Der Schall eines Geräuschs kann nicht über die Ohrmuschel bis zum Hörnerv transportiert werden und demnach können Pflanzen auch nicht hören. Richtig?
Es stimmt zwar, dass Bäume und andere Pflanzen keine Ohren und keine Nervenzellen besitzen. Allerdings produzieren sie Hormone, die es ihnen ermöglichen, verschiedene Sinnesreize über ein feines Geflecht aus Blattadern zu übermitteln. Auf diese Weise können auch Pflanzen fühlen, untereinander kommunizieren und eben auch „hören“.
Pflanzen hören Bienen
Eine 2018 veröffentlichte Studie der Tel-Aviv University in Israel zeigt beispielsweise, dass Blumen Bienen hören können. Die Forschungsgruppe untersuchte die Blumenart Oenothera drummondii, ein Nachtkerzengewächs, und fand heraus, dass diese auf das Summ-Geräusch von Bestäubern reagiert. Demnach werden die Pflanzen dazu angeregt, süßeren Nektar zu produzieren, wenn sie das Geräusch einer Biene oder eines anderen Insekts hören. Innerhalb weniger Minuten erhöhte sich die Zuckerkonzentration im Nektar der untersuchten Blumen um bis zu 20 Prozent.
Die Erklärung der Forschungsgruppe: Die Flügelschläge der Insekten erzeugen Schallwellen, die dann von den Pflanzen wahrgenommen werden. Zudem stellten sie fest, dass die Blüten der Blumen als Reaktion auf die Schallwellen zu vibrieren beginnen. Untersucht wurde das Phänomen an mehr als 650 Nachtkerzenpflanzen. Die Ergebnisse zeigten sich übrigens auch, wenn den Pflanzen künstliche Insektengeräusche vorgespielt wurden.
Klassische Musik lässt Weinreben wachsen
In einer weiteren Studie fanden italienische Forscher heraus, dass Weinreben auf klassische Musik reagieren. In der auf zehn Jahre angelegten Studie spielten die Forscher im Team von Stefano Mancuso, Professor an der Universität Florenz, einem Teil der Weingewächse Musikstücke von Mozart, Vivaldi, Haydn und Mahler vor und untersuchten das Wachstum der Pflanzen. Das Ergebnis: Die Weinblätter der mit Musik beschallten Pflanzen waren größer als die der herkömmlich aufgezogenen Pflanzen. Und auch ihre Trauben hatten mehr Aroma.
Hören Pflanzen auch menschliche Stimmen?
Schließlich bleibt noch die Frage, ob Pflanzen auch menschliche Stimmen hören können und darauf reagieren. Bringt es also tatsächlich etwas, den Tomaten auf der Fensterbank einen guten Morgen zu wünschen? Glaubt man der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Manfred Hoffmann von der Hochschule Weihenstephan/Triesdorf, lautet die Antwort „ja“. Die Pflanzen, denen regelmäßig gut zugeredet wurde, erbrachten einen Mehrertrag an Gemüse von durchschnittlich 500 Gramm. Warum das so ist, konnten die Wissenschaftler bisher allerdings nicht herausfinden.
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