Hörgeräte gehören in die Ohren
Hörgeräte erhöhen die Lebensqualität ganz erheblich, insbesondere, wenn sie regelmäßig getragen werden. Das bestätigen europäische Studien.
Auf einen Blick
- Hörgeräte – Europaweit auf Erfolgskur
- An Hörsysteme gewöhnen
- Hörgeräte werden von Mitmenschen akzeptiert, schlecht hören nicht
- Neues Hörsystem – das sollten Sie wissen
Hörgeräte sind europaweit auf Erfolgskurs. 77 Prozent der Nutzer sind mit ihren Hörgeräten zufrieden, wie die jährlichen EuroTrak-Studien belegen. Nur vier Prozent aller Hörgeräte-Träger sagen, dass sich ihre Lebensqualität mit Hörgerät nicht erhöht hat. Die Untersuchungen entkräften auch einige verstaubte Vorurteile gegen Hörsysteme.
Wussten Sie beispielsweise, dass der Anteil nicht getragener Hörgeräte deutlich geringer ist, als der Anteil nicht eingenommener Medikamente für chronisch Kranke? Oder, dass rund die Hälfte der schlecht Hörenden bereits in den ersten zwei Jahren nach dem Eintreten eines Hörverlust aktiv werden und ein Hörgerät benutzen?
Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die ihre Hörgeräte nicht oder zu selten tragen. Dafür gibt es jedoch überhaupt keinen Grund. Sie sollten sich nur eines bewusst machen: Ein Hörsystem ist kein Autoersatzteil, das einfach ausgetauscht wird. Sie selbst müssen diesem Technikwunder eine Chance geben und sich an Ihre Hörgeräte gewöhnen.
Genügend Zeit für die Hörgeräte-Auswahl und -Anpassung einplanen
Mit dem Eintritt in einen Hörakustiker-Laden betritt man ein völlig neues Universum an Möglichkeiten und Lösungen. Lassen Sie sich in Ruhe beraten. Sprechen Sie über Ihre Hörprobleme und Lebenssituationen. Testen Sie unterschiedliche Modelle über einen längeren Zeitraum von einigen Wochen, bevor Sie sich entscheiden. Auch Angehörige, die ältere Menschen begleiten, sollten sich hier Zeit für mehrere Beratungstermine einplanen. Ein Hörgerät begleitet Sie täglich und Sie tragen es über mehrere Jahre. Der Hörakustiker sollte daher regelmäßig aufgesucht werden. Er prüft, ob noch alle Einstellungen passen und die Hörsysteme einwandfrei funktionieren. Nach sechs Jahren haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf neue Geräte. Deshalb lohnt sich eine etwas längere Auswahl- und Anpassungsphase.
Schlecht hören wird von den Mitmenschen nicht akzeptiert
Oftmals ist der Verlust des Gehörs ein schleichender Prozess. Manche Menschen wollen sich diesen Hörverlust nicht eingestehen. Unverständlich, denn wie die EuroTrak-Studie belegt, werden Hörhilfen vom Umfeld akzeptiert, schlechtes Hören jedoch nicht. So ist fast jeder Dritte Umfrageteilnehmer gelegentlichen oder regelmäßigen Hänseleien ausgesetzt, beispielsweise weil es schwerfällt, Gesprächen zu folgen oder weil in bestimmten Situationen wichtige Informationen im Kontinuum der Hintergrundgeräusche untergehen. Kein Wunder, dass 60 Prozent der Hörgeräteträger rückblickend einräumen, sie hätten schon viel früher Hilfe suchen sollen. Als Begründung nennen 72 Prozent den verbesserten sozialen Austausch mit anderen Menschen, seit sie ein Hörsystem tragen. 52 Prozent berichten überdies von einer stabileren mentalen Verfassung und höheren emotionalen Ausgeglichenheit.
Zeit zur Eingewöhnung
Je länger Schwerhörige zögern oder bereits vorhandene Hörgeräte nicht tragen, desto mehr vergisst ihr Gehirn das Hören. Man spricht von einer Hörentwöhnung. Denn das Hörzentrum im Gehirn speichert Laute und Geräusche auch nach einer auftretenden Hörminderung noch bis zu drei Jahren. Dann aber können eingehende Laute nicht mehr einwandfrei dekodiert und in Informationen umgewandelt werden. Unser Gehirn hat sich entwöhnt, die Betroffenen mit der Nicht-Hör-Situation arrangiert. Dann müssen Sie das Hören erst wieder neu lernen.
Das sollte sich jeder Schwerhörige bewusst machen, der ein Hörgerät erhält. Wer schon über einen längeren Zeitraum viele Geräusche nicht mehr hört, den stört vielleicht zunächst ein vorbeifahrendes, vermeintlich sehr lautes Autogeräusch. Denn eine neue Klangflut an Impulsen strömt nun mit dem Hörgerät auf das Gehirn ein. Es muss diese verarbeiten. Nur wer das Hören wieder übt und zulässt, kann profitieren und hat viel Freude an seinen neuen Hörsystem.
Neues Hörsystem – das sollten Sie wissen!
- An Hörgeräte gewöhnen
Tragen Sie Ihr Hörsystem immer nur für einige Stunden, tritt dieser Gewöhnungseffekt nicht ein und die Hörsysteme sind auch nach einigen Jahren noch immer ein Fremdkörper. Es macht auch wenig Sinn, Hörgeräte nur bei besonderen Anlässen, wie Familientreffen oder in der Kirche, zu tragen. Bedenken Sie, durchschnittlich tragen die Europäer ihre Hörgeräte acht Stunden täglich. Hörgeräte gehören in die Ohren, nicht in die Schublade. - Die Handhabung im Griff
Lassen Sie sich das Einsetzen und Herausnehmen der Hörgeräte von Ihrem Hörakustiker genau erklären und üben Sie es selbst. Er erklärt Ihnen auch alle Details zur richtigen Aufbewahrung und Pflege. - Moderne Hörsysteme – viele Möglichkeiten für das beste Hörergebnis
Nach einem schleichenden, meist über Jahre entstandenen Hörverlust, hat unser Gehirn die normale Hörwahrnehmung verlernt. Das Hörgerät sorgt dafür, dass unser Gehirn wieder Hörreize erhält. Dies ist ein längerer Prozess, bei dem Hörsysteme-Träger sehr eng mit ihrem Hörakustiker zusammenarbeiten. Denn dieser nimmt im Laufe der Anpassung immer wieder neue Einstellungen vor, während der Hörgeräte-Träger ganz neu in die Welt des Hörens eintaucht. - Der Klang der eigenen Stimme
Oft ist der Klang der eigenen Stimme mit dem Hörsystem anders. Wenn Sie Ihre Stimme mit dem Hörgerät nicht mehr leiden können oder diese ungewohnt ist, sprechen Sie mit Ihrem Hörgeräteakustiker. Er kann einige Anpassungen an Ihren Geräten vornehmen, damit Ihre Stimme natürlicher klingt. - Batteriewechsel sind nur selten erforderlich
Moderne Hörsysteme haben Zink-Luftbatterien, die eine lange Lebensdauer besitzen. Die Batterien kosten etwa 25 Cent je Stück, so dass die Batteriekosten für Hörgeräte im Jahr etwa 15 bis 20 Euro betragen dürften. Alternativ gibt es moderne Hörsysteme, die wiederaufladbar sind und keine Batterien benötigen.
Warum abwarten und zögern bei Schwerhörigkeit schadet, erfahren Sie in unserem Artikel „Hören Sie noch alle Geräusche und Gespräche?“