Hörgeräte im Smart Home
Hörgeräte sind längst kleine, digitale Hightech-Wunder, die weit mehr können, als Töne zu verstärken und einen Hörverlust auszugleichen. Durch eingebaute Bluetooth-Funktionen sind sie in der Lage, sich mit Smartphone, Fernseher, Computer oder sogar Smart Home-Geräten zu verbinden. Über die Schnittstelle nehmen Sie dann Telefonate an, lassen sich Ihre Lieblingsmusik direkt ins Ohr übertragen oder rufen Informationen per Sprachbefehl ab.
Wir zeigen Ihnen in diesem Beitrag, was es mit Hörgeräten im Smart Home auf sich hat und wie Sie diese mit Ihren Geräten daheim nutzen können.
So funktionieren Hörgeräte im Smart Home
Der Einsatz von Hörgeräten im Smart Home bedeutet, dass diese nicht nur als klassische Hörhilfen dienen, sondern auch direkt mit intelligenten Geräten und digitalen Assistenten vernetzt werden.
Dank moderner Technologien wie Bluetooth oder WLAN verbindet sich ein smartes Hörgerät mit Lautsprechern, Türklingeln, Rauchmeldern und Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Google Assistant oder Siri. Das Ergebnis: Eine nahtlose Integration, die nicht nur den Hörkomfort verbessert, sondern auch mehr Sicherheit und Selbstständigkeit im Alltag gewährleistet.
Wie Sie sich das vorstellen können?
- Türklingel: Statt nur den Klingelton zu hören, erhalten Sie mit einer smarten Türklingel ein direktes Signal auf Ihre Hörgeräte, da diese sich über Bluetooth mit der smarten Türklingel verbinden können. Dann verpassen Sie weder den Postboten noch Besucher.
- Rauchmelder: Im Notfall sendet ein smarter Rauchmelder nicht nur einen lauten Alarmton, sondern übermittelt eine akustische oder vibrierende Warnung direkt an Ihre Hörgeräte – selbst wenn Sie sich in einem anderen Raum befinden.
- Fernseher: Den TV-Ton können manche Hörgeräte bereits direkt empfangen. Hierfür kann ein TV-Connector verwendet werden. Dies ist ein kleiner Sender, der am Fernseher angeschlossen wird und anschließend den Ton des Fernsehers direkt in Ihre Hörgeräte übertragen kann. Moderne Hörgeräte mit Bluetooth können eventuell sogar ohne einen zusätzlichen TV-Connector mit dem Fernseher verbunden werden. Ihr Fernseher muss dafür ebenfalls über Bluetooth verfügen. Aber: Bluetooth ist nicht gleich Bluetooth. Wichtig ist, dass der Fernseher Bluetooth-Signale senden kann, damit das Audiosignal in Ihre Hörgeräte übertragen werden kann. Ob mittels Zubehör oder direkt per Bluetooth – Ihre Hörgeräte werden so zu Kopfhörern, die individuell auf Ihren spezifischen Hörverlust eingestellt sind und Sie hören und verstehen wieder optimal beim Fernsehen.
- Telefonanrufe: Dank der Bluetooth-Anbindung empfangen und führen Sie Anrufe kabellos über Ihre Hörgeräte und müssen nicht mehr umständlich Ihr Smartphone ans Ohr halten.
- Haushaltsgeräte steuern: In diesem Zusammenhang übernehmen Ihre Hörgeräte die Rolle eines Sprachassistenten. Voraussetzung dafür sind integrierte Mikrofone und eine Bluetooth-Funktion, über die sich das Hörgerät mit dem Smartphone verbinden lässt. Dadurch erweitern sich nicht nur die Möglichkeiten beim Hören – auch smarte Haushaltsgeräte wie Lichtsysteme, Heizungen oder Jalousien steuern Sie per Sprachbefehl, wodurch Sie Ihren Alltag noch komfortabler und barrierefreier gestalten.
Insgesamt hängt der Funktionsumfang im Smart Home zwar vom jeweiligen Hörgerät und den vorhandenen vernetzten Geräten ab, doch schon heute zeigen sich vielfältige Möglichkeiten, Hörgeräte nahtlos zu integrieren. Das schauen wir uns im nächsten Absatz an.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Integration erfüllt sein?
Die Konnektivität moderner Hörgeräte beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Geräte und Standards. Damit die Integration ins Smart Home reibungslos funktioniert, müssen alle Komponenten kompatibel sein.
Smartphone
Das Smartphone ist meist das zentrale Bindeglied zwischen Hörgerät und Smart Home-Geräten. Apples iOS unterstützt mit dem Made for iPhone Standard eine direkte Kopplung der Hörgeräte. iPhones erkennen kompatible Hörgeräte automatisch und leiten Audio (Anrufe, Musik, Siri) direkt weiter.
Auf Android-Seite wurde mit ASHA (Audio Streaming for Hearing Aids) ein ähnlicher Standard eingeführt, den viele neue Hörgeräte und aktuelle Android-Versionen unterstützen. Zusätzlich nutzen einige Hersteller klassisches Bluetooth: So können bestimmte Hörgeräte als Bluetooth-Headset mit jedem Bluetooth-Gerät gekoppelt werden, egal ob Smartphone, PC oder Fernseher.
App
Zudem ist die Hersteller-App auf dem Smartphone nötig, um alle Features wie Programme, Updates und Assistenzfunktionen nutzen zu können. Prüfen Sie daher in jedem Fall vor dem Kauf, ob Ihre Hörgeräte mit dem eigenen Handy kompatibel sind (Betriebssystem-Version, benötigte App etc.). Manchen Sie zudem immer regelmäßig Updates mit Ihrem Hörakustiker von der App-Software für Ihre Hörgeräte.
Sprachassistenten und Smart Speaker
Amazon Alexa und Google Assistant befinden sich in einer Cloud, laufen aber über Geräte wie Amazon Echo bzw. Google Nest oder das Smartphone. Hörgeräte klinken sich entweder indirekt oder direkt in das Gefüge ein. Indirekt geschieht dies, indem Sie den Assistenten per Smartphone-App, wie oben beschrieben, verwenden. Das wäre etwa Alexa in der Hörgeräte-App oder Google Assistant auf dem Smartphone.
Eine direkte Verbindung ist in bestimmten Fällen ebenfalls möglich: Einige smarte Lautsprecher unterstützen die Bluetooth-Ausgabe, sodass ein Hörgerät als „Kopfhörer“ gekoppelt werden kann.
Allerdings ist die Einrichtung teils komplex und nicht jeder Assistent erlaubt eine Bluetooth-Ausgabe an Hörgeräte. Alternativ halten Hersteller eigene Skills/Actions bereit, wie Alexa Skill zur Abfrage des Hörgerätestatus.
Insgesamt gilt: Alexa und Google Assistant lassen sich mit nahezu allen Bluetooth-Hörgeräten nutzen, erfordern aber meist ein Smartphone als Vermittler. Apple Siri funktioniert naturgemäß am besten mit iPhone-gekoppelten Hörgeräten.
Fernseher und Audioquellen
Für TV, Stereoanlage oder Computer gibt es mehrere Wege zum Hörgerät. Moderne Smart-TVs haben oft Bluetooth. Hier kann man die Hörgeräte (falls diese als Audioempfänger erkannt werden) direkt koppeln und den TV-Ton ins Ohr bekommen.
Häufiger ist jedoch die Nutzung von Streaming-Zubehör der Hörgerätehersteller: Kleine Sender, die an den Fernseher angeschlossen werden und das Audiosignal im herstellereigenen Funkprotokoll ans Hörgerät schicken. Die Lösungen sind abgestimmt und versprechen daher eine geringere Latenz. Für Computer/Tablets lassen sich Hörgeräte (mit klassischem Bluetooth) direkt verbinden. Anderenfalls nutzt man einen USB-Bluetooth-Dongle oder streamt über das Smartphone weiter.
Welche Vorteile haben smarte Hörgeräte?
Die beschriebenen Anwendungsbereiche und Möglichkeiten zeigen, dass die Smart Home-Integration von Hörgeräten den Alltag komfortabler und sicherer macht. Nutzer können ihre Geräte per Sprache anpassen, ohne manuell eingreifen zu müssen, was die Selbstständigkeit fördert.
Wichtige akustische Signale – vom Türgong bis zum Alarm – gehen nicht verloren, da sie direkt ans Ohr geleitet werden. Außerdem lassen sich Hörgeräte und Umgebung sehr personalisiert einstellen. Ob laute Party oder ruhiges Homeoffice, per Sprachbefehl passt man schnell das Hörprogramm oder die Umgebung an die eigene Präferenz an.
Die Kombination aller Smart Home-Geräte auf einer zentralen Plattform macht Abläufe effizienter und vernetzt alle Komponenten. Insgesamt verbessert alles zusammen die Lebensqualität. Man ist aktiver am Geschehen beteiligt, unabhängiger von Hilfe und kann trotz Hörminderung alle Vorteile eines vernetzten Zuhauses genießen.
Fazit
Trotz aller Vorteile sollten Sie sich bewusst machen, dass die Integration von Hörgeräten ins Smart Home trotz aller Fortschritte noch in den Anfängen steckt. Allerdings versprechen die nächsten Jahre weitere spannende Entwicklungen. Experten sprechen schon von „Smart Hearing“ als nächsten Schritt. Hörgeräte werden zu voll integrierten smarten Geräten, die mit Haushaltsgeräten und Web-Services kommunizieren. Auch Künstliche Intelligenz wird zukünftig eine immer wichtigere Rolle im Bereich der Hörgeräte und Hörakustik spielen.
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