Unsere Ohren reinigen sich selbst
Unser Gehör ist nicht nur äußerst leistungsfähig – es verfügt auch über eine praktische Selbstreinigungsfunktion. Hierfür ist allerdings genau das erforderlich, was wir oft fälschlicherweise mit Wattestäbchen aus dem Gehörgang entfernen: das Ohrenschmalz, auch Cerumen genannt. Es wird von Drüsen produziert, die sich in dem S-förmigen Gehörgang befinden. Das braungelbe Sekret sieht zwar nicht schön aus, riecht auch nicht immer angenehm, erfüllt aber wichtige Funktionen: Es erhält den Säureschutzmantel der Haut, schützt vor Infektionen und dient dazu, Staub, abgestorbene Hautzellen und andere Fremdkörper aus dem Gehörgang in Richtung Ohrmuschel zu transportieren und zu entfernen.
Experten warnen davor, den Gehörgang mit Wattestäbchen oder Ohrenkerzen zu reinigen. Zu groß ist die Gefahr, das Trommelfell oder die den Gehörgang umkleidende Haut zu verletzen und dabei das Ohrenschmalz nach hinten zu verschieben, wo es einen Pfropf bilden kann. Befindet sich das Sekret schon in der Ohrmuschel, kann man es vorsichtig mit einem feuchten Lappen oder Wattestäbchen entfernen. Am sichersten ist es jedoch – wenn der Körper zu viel Ohrenschmalz produziert – dieses von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt entfernen zu lassen.
Ohren reinigen
Ohrenschmalz (lat. Cerumen) nimmt bei Säugetieren wichtige Funktionen wahr: Es dient zur Befeuchtung der Haut im Gehörgang und zur Entfernung von Staub, Schmutz, abgestorbenen Hautzellen und Fremdkörpern. Zu den ca. 1.000 Substanzen, aus denen Cerumen zusammengesetzt ist, zählen wichtige antibakterielle Stoffe (wie Lysozym) und solche, die Pilze, Milben und Insekten davon abhalten sollen, in den Gehörgang vorzudringen. Kann das Ohrenschmalz – durch häufiges Waschen oder falsche Ohrenreinigung – seine vielfältigen Schutzfunktionen nicht mehr wahrnehmen, können Infektionen und Ohrenschmerzen auftreten.
Verstopfte Ohren
Manche Menschen neigen zu einer Überproduktion von Ohrenschmalz. Ist dauerhaft zu viel Cerumen vorhanden, kann dies zu Verstopfungen des Gehörgangs führen, hervorgerufen durch einen so genannten Ohrenschmalzpropf (Cerumen obturans, Zeruminalpfropf). Werden die Ohren dann mit Wattestäbchen gereinigt, kann es leicht sein, dass das Ohrenschmalz im Ohrinnern immer weiter zusammengedrückt und vor das Trommelfell geschoben wird.
Symptome verstopfter Ohren sind unter anderem ein dumpfes Hörempfinden und eine veränderte Wahrnehmung der eigenen Stimme. Außer einer genetischen Disposition zur Überproduktion von Cerumen kann auch eine vorangegangene Infektion, zum Beispiel eine Erkältung, Ursache für verstopfte Ohren sein: Mit der Produktion von besonders viel Ohrenschmalz hat der Körper versucht, das Ohr vor Viren und Bakterien zu schützen.
Auch nach einem Besuch im Schwimmbad kann das Ohr durch Ohrenschmalz verstopft werden, das vom Wasser aufgequollen ist.
Eine andere Ursache für ein verstopftes Ohr können Fremdkörper sein. Häufig kommt dies bei kleineren Kindern vor, die sich kleine Gegenstände in ihr Ohr stecken (z.B. Perlen oder kleines Spielzeug). Bei Erwachsenen handelt sich bei Fremdkörpern im Ohr meist um Reste von Wattestäbchen oder um einen nicht restlos entfernten Gehörschutz. Schon um die dünne Haut, die den Gehörgang umschließt, nicht zu verletzen (was zu Infektionen führen kann), wird empfohlen, Fremdkörper nur von einem HNO-Arzt aus dem Ohr entfernen zu lassen.
Ohrendruck
Dass das Ohr nach einer Infektion oft besonders viel Cerumen absondert, haben wir erläutert. Auch während einer Erkältung kann sich das Ohr oft verstopft anfühlen. Ursache sind dann aber nicht Cerumen oder Fremdkörper im Gehörgang, sondern eine infektionsbedingte Schwellung, welche Druck auf das Trommelfell ausübt. Meistens ist dieser Druck nur kurzfristig und lässt sich einfach beheben. Hält der Druck an und wird von Schmerzen begleitet, kann eine Mittelohrentzündung vorliegen.
Taucher kennen das: Je tiefer man unter der Wasseroberfläche ist, desto höher der Druck, der vor allem in den Ohren spürbar ist. Um diesen Druck auszugleichen, bringen sie Luft aus dem Mund-Nasen-Rachen-Raum über die Eustachische Röhre in Nebenhöhlen und Mittelohr.
Auch auf dem Trockenen ist ein Druckausgleich hilfreich, um Ohrendruck abzubauen. Als erstes kann man hierfür versuchen, zu schlucken oder zu gähnen. Falls das nicht funktioniert, kann man Kaubewegungen nachahmen – am besten geht das mit einem Kaugummi. Alternativ kann man auch seine Nase zuhalten und versuchen, durch diese auszuatmen. Ein „plop-“Geräusch im Ohr quittiert den erfolgreichen Druckausgleich. Sollte der Ohrendruck länger anhalten und sich nicht ausgleichen lassen, ist ein Besuch beim HNO-Arzt zu empfehlen.
Vorsicht vor Ohrenkerzen
Unter den vermeintlich bewährten Mitteln zur Ohrenreinigung werden häufig auch so genannte Ohrenkerzen genannt. Diese hohlen Stifte aus Paraffin oder Bienenwachs sollen bei Beschwerden der Nase und Ohren helfen, wenn sie angezündet werden. Hierfür gibt es aber keine Belege. Im Gegenteil: HNO-Ärzte warnen vor ihrer Nutzung. Selbst bei vorschriftsmäßigem Gebrauch können Ohrenkerzen die Gesundheit gefährden, da Verbrennungen im Gesicht, in der Ohrmuschel, im Gehörgang oder im Mittelohr möglich sind. Außerdem kann das heraustropfende Kerzenwachs die Ohren verstopfen und das Trommelfell verletzen. HNO-Ärzten zufolge gibt es weder für die Wirksamkeit noch für die Sicherheit der Kerzen zuverlässige wissenschaftliche Belege.
Lieber häufiger zur Gehörgangkontrolle
Wenn manche Menschen häufiger verstopfte Ohren haben als andere, kann das verschiedene Ursachen haben. Bei einigen ist die Cerumen-Überproduktion genetische Veranlagung. Aber auch wer seinen Gehörgang regelmäßig verschließt, da er zum Beispiel häufig einen Lärmschutz trägt oder mit Ohrstöpseln schläft, kann ein erhöhtes Risiko für verstopfte Ohren haben. Besser als riskante Versuche der Selbsttherapie ist der Gang zum HNO-Arzt, der die Ohren vom Ohrenschmalz befreit und bei chronischen Beschwerden Hilfe zur langfristigen Problemlinderung geben kann.