Hören mit Gefühl
Ein Lachen, das ansteckt. Musik, die zu Tränen rührt oder ein bedrohliches Hundeknurren, das Angst auslöst – Emotionen sind eng mit Geräuschen verbunden, denn Emotionen lenken unsere Aufmerksamkeit.
Es ist kein Geheimnis, dass Menschen einem bedrohlichen Knurren eines Hundes viel mehr Aufmerksamkeit schenken als dem Puff- und Pfeifgeräusch einer Kaffeemaschine. Auch im Gesprächsgewirr einer Party hören wir schnell die Stimme unserer Freunde heraus, die anderen Geräusche blenden wir aus. Doch woran liegt das?
Emotionen lenken unsere Aufmerksamkeit
Emotionen wie beispielsweise Angst lenken unsere Aufmerksamkeit – auch beim Hören. Und das kann durchaus überlebenswichtig sein: Zum Beispiel, wenn wir das Reifenquietschen eines herannahenden Autos hören. Gerade bei beängstigenden Geräuschen sollten wir besser alles andere vergessen und schnell reagieren.
Doch wie lässt sich erforschen, was dabei im Gehirn passiert? Im Normalfall werden Testpersonen in die Röhre eines funktionalen MRTs (Magnetresonanztomografen) geschoben. Dabei lässt sich relativ einfach erkennen, welche Hirnareale aktiv sind. Diese Methode ist in der Regel aber recht laut, weshalb sie sich für Untersuchungen zum Hören weniger gut eignet. Eine Alternative ist die sogenannte Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS). Ein Verfahren, bei dem mittels Infrarotlicht der Kopf durchleuchtet und das zurückkommende Licht gemessen wird.
Die Erkenntnis dieser Untersuchungen: Hörerlebnisse, die eine besondere emotionale Bedeutung haben, bevorzugt unser Gehirn bereits auf einer sehr frühen Verarbeitungsstufe. Daher werden emotionale Geräusche wie ein Kinderlachen in unserem Gehirn stärker verarbeitet als neutrale Geräusche.
Ein Lachen, das ansteckt
Stellen wir uns einen Kaffeeklatsch mit jungen Frauen vor. Eine der Damen fängt plötzlich an, laut zu lachen und kann nicht mehr damit aufhören. Auf einmal fangen auch alle anderen an, ohne zu wissen, worüber eigentlich gelacht wird. Das nennt man ein ansteckendes Lachen.
Und ein noch interessantes Beispiel: Wenn in einem vollen Kindergarten ein Kind plötzlich anfängt, untröstlich zu weinen, weinen die anderen Kinder bei dessen Anblick direkt mit. Fast schon so, als handle es sich um eine Einladung zu einem Trauerfest.
Auf die Ohren kommt es an
Viele Menschen können ihre Gestik und Mimik sehr gut kontrollieren. Daher merken wir oftmals nicht, wenn sie uns etwas vorspielen.
Im Gegensatz zu unseren Augen lassen sich unsere Ohren nicht so leicht austricksen, wenn es um Zwischentöne in der menschlichen Sprache geht. Unsere Ohren können die Gefühle anderer zuverlässiger einschätzen und besser bewerten.
Musik ist Emotion pur
Bekanntlich kann Musik starke Gefühle in Menschen hervorrufen. Es reichen oft nur wenige Sekunden eines Liedes und man beginnt, in Erinnerungen zu schwelgen, möchte plötzlich tanzen oder in Tränen ausbrechen.
Vielleicht kennen Sie das? Sie schauen einen Film und etwas Trauriges passiert, doch die Szene berührt Sie nicht. Erst wenn die Musik einsetzt, spüren Sie, wie sich Gänsehaut an Ihrem ganzen Körper ausbreitet.
Eine mögliche Erklärung liefert die Assoziationstheorie: Sie basiert auf der Annahme, dass bestimmte Musikkomponenten eine Assoziation im Gehirn mit bestimmten Gefühlen herstellen. So wirkt zum Beispiel schnellere Musik motivierend, wohingegen wir uns bei Musik mit langsamerem Tempo eher traurig und niedergeschlagen fühlen.
Unser Fazit: Es lohnt sich also, ab und an die Augen zu schließen und einfach zuzuhören. Vertrauen Sie ganz auf Ihre Ohren und lassen Sie sich nicht von Ihren Augen und Ihrem Bauch täuschen!