Gehörschäden trotz Motorradhelm
Keine Frage, Motorradhelme können den Kopf vor schweren Verletzungen schützen! Unser Gehör jedoch nicht. Wir klären, in welchen Situationen Gehörschäden drohen und was Sie tun können, um Ihre Ohren zu schützen.
Eines vorweg: Wer Motorrad fährt, erleidet nicht automatisch einen Hörverlust. Wer jedoch viel auf zwei Rädern unterwegs ist, läuft Gefahr, sein Gehör dauerhaft zu schädigen. Wer selbst schon einmal auf einem Motorrad gesessen hat, weiß, der Fahrtwind beschert einem nicht nur ein Gefühl der Unbeschwertheit, er kann auch ziemlich laut werden. Besonders wenn die Geschwindigkeit das entspannte Landstraßentempo überschreitet, steigt der Geräuschpegel deutlich an.
Laute Geräusche durch Kanten am Helm
Wie laut ein Helm ist – also welche Menge an Geräuschen er durchlässt – ist unter anderem abhängig von der Form, der Polster und dem Helmkragen, der die Unterseite des Helms je nach Ausführung gut oder weniger gut abdichtet. Entscheidend ist auch, wie viele harte Kanten sich am Visier, den Lufteinlässen oder an der unteren Öffnung des Helms befinden. Je mehr Kanten, desto stärker kommt zu es zu Luftturbulenzen, die unterschiedlich laute Geräusche erzeugen. Diese können von einem dumpfen Brummen bis hin zu einem hohen Pfeifen reichen. So sind beispielsweise Systemhelme, die besonders für längere Touren geeignet sind, in der Regel leiser für unsere Ohren als Crosshelme, die eine große unterer Helmöffnung und vorstehende Sonnenblenden haben.
Innerhalb weniger Minuten zu dauerhaften Schäden am Gehör
Lärmmessungen zehn verschiedener Systemhelme von unterschiedlichen Herstellern ergaben, dass diese bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde durchschnittlich eine Lautstärke von 88 Dezibel (dB) durchlassen.
Zum Vergleich: 80 dB entsprechen etwa der Lautstärke eines Rasenmähers. Bereits ab dieser Lautstärke kann das Gehör geschädigt werden, wenn man dem Geräusch mehr als 8 Stunden ausgesetzt ist. Bei einem Geräuschpegel von 86 dB besteht schon nach zwei Stunden das Risiko einer dauerhaften Hörschädigung. Bei einer Motorradgeschwindigkeit von 100 km/h lassen die Helme durchschnittlich eine Lautstärke von 103 dB durch. Hier droht bereits ab 5 Minuten eine Schädigung des Gehörs.
Eine Lautstärke von 110 dB entsprechen einer Kreissäge oder eines Presslufthammers. Dieser Wert wird bei einer Geschwindigkeit von 150 km/h erreicht, was etwa einer Fahrt auf der Autobahn entspricht.
Otoplastiken statt herkömmlicher Ohrstöpsel für optimalen Schutz
Herkömmliche Ohrenstöpsel können laute Geräusche beim Fahren zwar unterdrücken, allerdings besteht dabei das Risiko, dass auch andere wichtige Geräusche nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Löst sich beispielsweise ein Gepäckstück von der Maschine, was sich durch ein Klappern bemerkbar macht, und der Fahrer das Geräusch nicht wahrnimmt, kann das zu einer gefährlichen Situation im Straßenverkehr führen.
Eine mögliche Lösung: vom Hörakustiker maßgefertigte Gehörschützer! Diese sorgen dafür, dass hohe Frequenzbereiche, wie bei einem Martinshorn oder einer Hupe, gut hörbar bleiben. Teilweise besteht sogar die Möglichkeit, Frequenzfilter einzubauen. Die sogenannten Otoplastiken sitzen im Gehörgang und verhindern somit auch unangenehme Druckgefühle unter dem Helm.