Ein Lächeln hören
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der Einführung einer Maskenpflicht ist der Mund-Nasen-Schutz zu unserem stetigen Begleiter geworden. Neben dem Schutz, den er uns gibt, bedeutet er aber auch vor allem eins: schwierigere Verständigung. Besonders Schwerhörige und Hörgeräteträger sind betroffen.
Mimik: Der Schlüssel zur Kommunikation?
Masken verändern nicht nur, wie wir aussehen, sondern auch wie wir kommunizieren. Da unsere Mimik durch den Mund-Nasen-Schutz größtenteils verborgen wird, kann es uns schwerfallen, die Aussagen unseres Gesprächspartners richtig zu deuten – das hat die Universität Bamberg in einer Studie herausgefunden. Denn Mundbewegungen sind das wichtigste Signal in der menschlichen Kommunikation. Allein wegen seiner Größe ist der Mund sehr gut geeignet, um Emotionen zu vermitteln.
Vier Möglichkeiten, die „maskierte“ Mimik dennoch erfolgreich zu kompensieren, sind die Folgenden:
- Fehlende Mimik mit Worten ersetzen
Freude vermittelt man durch ein herzliches Lächeln. Man kann seinem Gesprächspartner aber auch einfach sagen, dass man sich über etwas freut! Echte Freude schwingt in der Stimme mit, so wie Trauer, Unsicherheit und Wut es tun.
- Auf die Augen achten
Im Blick seines Gegenübers lässt sich viel ablesen. Lächelt jemand, strahlen seine Augen. Aber auch ob er Augenkontakt hält oder nicht, sagt so einiges über ihn und die Weise, wie er das gemeinsame Gespräch wahrnimmt, aus. Auf diese Signale gilt es zu achten!
- Nachfragen
Ist man trotz aller Signale unsicher, was die andere Person gemeint haben könnte, ist es keine Schande nachzufragen! Genauso, wenn man befürchtet, man könnte missverstanden worden sein. Fragt man nach, kann man sich Klarheit verschaffen und Missverständnisse aufklären.
- Das Gesamtbild wahrnehmen
Zuletzt hilft es, sich auf das Gesamtbild seines Gegenübers zu konzentrieren. Denn auch wenn ein kleiner Teil seines Äußeren hinter einer Maske verschwindet, bleibt doch ein Großteil seiner Körpersprache sichtbar, die interpretiert werden kann. Lässt er die Schultern hängen? Steht er aufrecht und sicher da?
Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sagte: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Denn wir senden und empfangen über unsere Körpersprache unzählige Signale, auch wenn wir das nicht beabsichtigen.
Schallschlucker Alltagsmaske
Natürlich darf auch die Stimme nicht außer Acht gelassen werden. 38 Prozent aller Signale, die wir Menschen aussenden, werden über Tonfall und Einsatz der Stimme (Modulation, Lautstärke etc.) transportiert. Nur 7 Prozent dessen, was wir kommunizieren möchten, teilen wir im Inhalt unserer Sätze mit!
Gerade der wichtige nicht-inhaltliche Anteil unserer sprachlichen Kommunikation wird durch das Tragen einer Maske verringert. Der Widerstand, den wir vor unserem Mund tragen und gegen den wir ansprechen müssen, schluckt die Schallwellen, die unsere verbalen Äußerungen erzeugen. Sie verteilen sich nicht mehr optimal und wir müssen im Umkehrschluss viel lauter, mit mehr Luft und deutlicher sprechen.
Aber was, wenn man nur eingeschränkt hört?
Beim Arztbesuch braucht man beides: Mimik und Akustik
Für ältere sowie hörgeschädigte Menschen stellt es eine Herausforderung dar, wenn Gesichtsausdrücke verborgen bleiben und das Lippenlesen nicht mehr möglich ist. Wird kein Mund-Nasen-Schutz getragen, sondern stattdessen auf eine Plexiglasscheibe als Alternative zurückgegriffen, tritt wiederum das Problem des geschluckten akustischen Schalls auf.
In beiden Fällen kann es zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen.
Das kann insbesondere bei einem Besuch beim Arzt problematisch sein, wenn man versucht, sich mit diesem zu unterhalten. Um hörgeschädigten Menschen und Hörgeräteträgern entgegenzukommen, können Ärzte spezielle Masken mit sichtbarem Mundbereich nutzen. Die durchsichtige Folie lässt sich herausnehmen und der Stoff kochen beziehungsweise waschen.
Auch ein transparenter Gesichtsschutz, welcher die uneingeschränkte Sicht des Patienten auf den behandelnden Arzt erlaubt, kann in Sachen Mimik und Lippenlesen Abhilfe schaffen.
Ist das Problem aber eine schallschluckende Plexiglasscheibe an der Rezeption, kann die Installation eines Ringschleifenverstärkers eine mögliche Lösung sein. Dieses Gerät überträgt das Gesprochene entweder direkt auf die Hörgeräte des Patienten oder auf einen Hörer, der abgenommen wird, um den Sprecher besser zu verstehen.
Hörgeräteverlust vorbeugen – Maske richtig abnehmen!
Damit Hörgeräte beim An- und Ablegen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht verloren gehen oder versehentlich beschädigt werden, ist Vorsicht geboten. Es gibt drei gängige Arten von Masken, die für (Hörgeräte- und Masken-) Träger unterschiedlich geeignet sind.
Die Maske mit Ohrschlaufen ist die vermutlich bekannteste Variante. Diese nimmt man ab, indem man die Bänder vorsichtig von den Ohren weg anhebt, sie nach hinten zieht und darauf achtet, dass sie nicht in Kontakt mit den Hörgeräten kommen. Dann zieht man die Bänder seitwärts und nach vorne hin ab.
Am besten kontrolliert man im Anschluss, ob die Hörgeräte noch richtig sitzen.
Eine weniger riskante Variante des Mund-Nasen-Schutzes stellt das Modell mit Bändern dar, welche nicht hinter den Ohren, sondern am Hinterkopf anliegen. Vorteil dabei ist, dass das obere Band individuell positioniert werden kann. Aber auch hier muss man beim Abnehmen darauf achten, dass keines der Bänder sich durch eine unbedachte Bewegung verhakt und versehentlich das Hörgerät mitreißt! Es gilt, diese stets beidhändig anzufassen, zur Seite und nach hinten zu ziehen und mit Abstand vom Kopf zu nehmen.
Die vielleicht geeignetste Alternative für Hörgeräteträger sind Masken mit Bindebändern. Sie können unter den Ohren, am Hinterkopf und am Nacken befestigt und einfach wieder gelöst werden.
Hörsystem doch verschwunden?
Ist ein Hörgerät doch versehentlich verloren gegangen, empfiehlt es sich, den Hörakustiker seines Vertrauens zu informieren und einige Tage abzuwarten. Möglicherweise ist das Hörgerät von einem Passanten gefunden und bei einem Akustiker in der Nähe abgegeben worden, sodass der Besitzer über die Seriennummer des Geräts ausfindig gemacht und kontaktiert werden kann.
Wenn der Mund-Nasen-Schutz hinter den Ohren schmerzt
Ob Hörgeräteträger oder nicht – wer länger eine Maske mit Ohrenschlaufen trägt, merkt, dass sie ganz schön drücken kann. Hat man dann auch noch eher trockene Haut, besteht die Gefahr, dass man sich diese aufreibt.
Natürlich sollte man, um Unbehagen vorzubeugen, direkt beim Kauf oder beim Nähen eines Mund-Nasen-Schutzes darauf achten, dass dieser angenehm sitzt. Fängt er trotzdem früher oder später an zu drücken, kann man ein Stückchen Taschentuch zwischen Schlaufe und Ohr stecken.
Eine geeignetere Alternative stellt aber ein Blasenpflaster dar! Die schmalen, gepolsterten, meist durchsichtigen Pflaster lassen sich hinter die Ohren kleben und die Gummibänder der Maske daraufsetzen. Das verringert die Reibung.
Eine weitere Möglichkeit, der Reibung vorzubeugen, sind spezielle Maskenkissen, die man über seine Ohren legen kann. Oder man nutzt Kunststoff-Ohrschoner: Die doppelseitigen Clips mit mehreren Hakenschlaufen eignen sich für verschiedene Kopfgrößen, werden hinter den Kopf geführt und mit den elastischen Bändern der Maske umwickelt.
Ist die Haut hinter den Ohren bereits gerötet, empfiehlt es sich, zu einer Maskenvariante zu wechseln, die möglichst nicht hinter den Ohren sitzt. In jedem Fall sollte man die gereizte Haut aber mehrmals täglich mit Feuchtigkeits- oder Wundcreme versorgen.
Täglich eine Maske aufsetzen zu müssen, war für viele Menschen eine schwierige Umgewöhnung. Verschiedene Maskentypen und ein stärkerer Fokus auf deutliche Aussprache und Lautstärke stellen aber gute Ansätze dar, um das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes so angenehm wie möglich zu gestalten und bestmöglich miteinander zu kommunizieren – auch als Hörgeräteträger!