Die Geschichte des Cochlea-Implantats
Das Cochlea-Implantat (CI) schreibt eine weltweite Erfolgsgeschichte: In Europa können nach Angaben der European Association of Cochlear Implant Users (EURO-CIU) mehr als 150.000 Patienten mit Schwerhörigkeit dank des technischen Wunderwerks wieder hören. Die Behandlung mit Hörimplantaten hat sich längst etabliert. Wir beleuchten die Geschichte des Cochlea-Implantats.
Hörimplantate sind eine echte technische Errungenschaft im Bereich der Hörakustik und ein erfolgreiches Beispiel für das Ineinandergreifen von Biologie, Medizin und Technik. Sie gehören heute zum Standard einer guten Hörversorgung. Das Cochlea-Implantat ist der erste und bislang einzige in der Praxis funktionierende Ersatz für ein Sinnesorgan.
Heute sind nach Angaben der European Association of Cochlear Implant Users (EURO-CIU) europaweit mehr als 150.000 hörgeschädigte Menschen mit einem CI versorgt. Weltweit sind es fast 400.000. Davon sind 40 % Kinder.
In Deutschland leben derzeit rund 40.000 Cochlea-Implantat-Träger. Jährlich kommen rund 3000 hinzu.
Wissenswertes über Cochlea-Implantate
In Deutschland ermöglichen die technischen Wunderwerke zum Hören rund 40.000 Menschen mit starker Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit das Hören. Weltweit liegt der Anteil von Cochlea-Implantaten bei Kindern um die 40 Prozent (Zahlenangaben der European Association of Cochlear Implant Users (EURO-CIU)). Frühertaubte oder taub geborene Kinder können mithilfe dieses implantierten Hörsystems nicht nur ihre Umwelt akustisch wahrnehmen. Sie haben auch die Chance, eine ihrem Alter entsprechende Sprachfähigkeit zu entwickeln.
Implantate werden in der Regel eingesetzt, wenn sowohl Innen- als auch Mittelohr an der Schwerhörigkeit beteiligt sind und wenn konventionelle Hörgeräte nicht mehr ausreichen. Das Hörsystem eines Cochlea-Implantats besteht aus zwei Komponenten:
- einem extern getragenen Audioprozessor mit Mikrofonen und Sendespule
- einem Implantat
Ein Chirurg setzt das Implantat hinter dem Ohr in den Knochen unter der Kopfhaut unter der Kopfhaut ein. Es enthält einen Elektrodenträger, der in die Hörschnecke – die Cochlea – implantiert wird. Das Cochlea-Implantat (CI) umgeht den geschädigten Teil des Gehörs und leitet den Schall direkt an den Hörnerv weiter. Erfahren Sie mehr über die Vor- und Nachteile eines Cochlea-Implantats.
Was unterscheidet Hörgeräte und Cochlea-Implantate?
Hörgeräte verstärken die Lautstärke von Geräuschen und Tönen. An der Funktion des Hörens ändert sich dabei nichts. Cochlea Implantate funktionieren hingegen, indem sie den beeinträchtigten Teil des Gehörs umgehen und den Hörnerv direkt stimulieren: Die Mikrofone nehmen Geräusche auf und leiten diese an den Audioprozessor weiter. Dieser wandelt die Schallwellen in elektrische Impulse um und überträgt sie über die Sendespule an die Elektroden in der Hörschnecke. Sie stimulieren den Hörnerv und werden zu dem Teil des Gehirns weitergeleitet, der für das Hören zuständig ist. Hörgeschädigte nehmen Töne auf diese Weise klarer wahr und können Sprache wieder verstehen.
Die Geschichte des Cochlea-Implantats
Die Geschichte des Cochlea-Implantats beginnt 1790 in Italien: Der Physiker Alessandro Graf von Volta, Erfinder der Batterie, stellte sich die Frage, ob man durch elektrische Reizung des Gehörgangs hören kann. In einem Selbstexperiment verband er Batterien mit zwei Metallstäben und führte sie sich ins Ohr ein. Er spürte den elektrischen Impuls und nahm ein Geräusch wahr, welches dem Geräusch von kochendem Wasser ähnelte. Andere Wissenschaftler führten in den folgenden Jahrzehnten ähnliche Versuche mit verschiedenen Stromstärken durch. Alle stimulierten die Hörnerven dabei extra-cochleär, also außerhalb des Innenohrs. Voltas Entdeckung wurde schon bald bei Menschen mit Gehörlosigkeit eingesetzt, um ihr Gehör und den Hörnerv durch die elektrischen Impulse wieder anzuregen.
Die eigentliche Entwicklung des technischen Wunderwerks zum Hören beginnt Mitte des 20. Jahrhunderts. Forscher wissen zu diesem Zeitpunkt bereits, dass akustische Informationen im Ohr über bioelektrische Ströme zum Hörnerv weitergeleitet werden. Sie wollten die ausgefallene Funktion des Innenohrs deshalb durch elektrische Impulse ersetzen. In den 1930er Jahren wiesen sie nach, dass die Hörschnecke (Cochlea) zum Hören stimuliert werden muss. 1950 stimulierte der Forscher Ludenberg den menschlichen Hörnerv zum ersten Mal direkt, woraufhin sein Patient trotz starker Schwerhörigkeit wieder Geräusche wahrnahm.
Das erste Cochlea-Implantat
Frankreich, 1957: Dem Physiker André Djourno und dem Otologe Charles Eyries gelingt die Sensation: Sie pflanzten einem Patienten mit Gehörlosigkeit Elektroden in die Hörschnecke ein – das erste CI war geboren. Eine Radioantenne ermöglichte es, ein Signal an die Elektrode zu senden. Der Patient konnte daraufhin ein zirpendes Geräusch hören. Mit etwas Übung verstand er schließlich einfache Worte. Infolgedessen unternahmen die amerikanischen Chirurgen John M. Doyle und William F. House sowie der Elektronikingenieur James Doyle die ersten Versuche mit mehreren Elektroden. Ab 1968 implantierten Ärzte in Amerika und einige Jahre später auch in Australien sowohl einkanalige als auch mehrkanalige Elektrodensysteme.
Der Durchbruch des technischen Wunderwerks zum Hören
Zu Beginn der 1970er Jahre begannen Kliniken in den USA immer häufiger, Cochlea-Implantate einzusetzen. Die ersten Implantationen in Europa wurden in Frankreich (1973), Wien (1975) und in Deutschland vorgenommen: 1979 in Düren, 1984 in Hannover und 1985 in der Berliner Charité. Bis 1984 wurden in Australien, Amerika und Europa 400 zumeist spätertaubte Erwachsene mit einem CI versorgt.
Heute ist die CI-Versorgung in den Industrieländern weltweit etabliert. Die Operation, bei der das Implantat eingesetzt wird, ist ein Routineeingriff. Cochlea-Implantate ermöglichen einer immer größeren Zahl hochgradig hörgeschädigter bis völlig ertaubter Menschen jeden Alters den Zugang zur Welt des Hörens – und damit die Chance auf aktive Teilhabe am Leben.
Leiden Sie unter starkem Hörverlust? Helfen Ihnen klassische Hörgeräte nicht zufriedenstellend weiter? Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt, um zu klären, ob Cochlea-Implantate bei Ihrer Schwerhörigkeit in Frage kommen. Erfahren Sie mehr bei unseren Tipps für CI Träger.
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