Der Cocktailparty-Effekt

Der Cocktailparty-Effekt

Selektives Hören ermöglicht es uns, auf ein bestimmtes Gespräch zu fokussieren und auch in lauterer Umgebung den Gesprächspartner zu verstehen. Was beeinflusst diesen sogenannten Cocktailparty-Effekt?

Auf einen Blick

  • Was ist der Cocktailparty-Effekt?
  • Warum nimmt das selektive Hören mit zunehmendem Alter ab und was kann man tun, wenn die Stimmen verschwimmen?
  • Hyperakusis – eine Geräuschüberempfindlichkeit mit gravierenden Folgen

Kennen Sie diesen Effekt? Sie befinden sich auf einer Veranstaltung mit mehreren Leuten. Viele verschiedene Stimmen verschwimmen in einem Klangteppich aus dem Sie keine einzelne Stimme heraushören. Doch dann hören Sie plötzlich Ihren Namen. Ab diesen Zeitpunkt verstummt die Geräuschkulisse. Sie hören nur noch den Gesprächspartner, der Ihre Aufmerksamkeit mit der Nennung Ihres Namens auf sich gezogen hat.

Diese Fähigkeit beziehungsweise dieses akustische Phänomen nennt man selektives Hören oder Cocktailparty-Effekt. Der Cocktailparty-Effekt tritt auf, wenn man aus mehreren verschiedenen Geräuschquellen heraus einem bestimmten Sprecher zuhören möchte.

Was ist der Cocktailparty-Effekt?

Damit ist das Phänomen des selektiven Hörens gemeint, bei dem man selbst bei größeren Stimm- und Gesprächsansammlungen wie beispielsweise bei einer Cocktailparty, einzelnen Gesprächen folgen kann, indem die restlichen Geräusche unbewusst ausgeblendet werden.

Wieso hört man seinen Namen sogar bei Lärm heraus?

Durch unser Gehirn sind wir grundsätzlich in der Lage, für uns unwichtige und wichtige Geräusche voneinander zu differenzieren. Dafür werden sie unbewusst in unserem Gehör gefiltert und emotional bewertet. So ist es beispielsweise möglich, einem Gespräch zu folgen, während um uns herum viele weitere Gespräche stattfinden und das Klirren von Gläsern zu vernehmen ist.

Einschränkungen beim selektiven Hören

Doch nicht jeder Mensch ist in der Lage, uneingeschränkt selektiv zu hören. Vor allem mit zunehmendem Alter gibt es viele Menschen, denen dies schwerfällt. Denn im Alter nimmt die Fähigkeit des selektiven Hörens ab. Wie schnell dies geht, ist von Person zu Person unterschiedlich. So können bereits Menschen ab 50 Jahren Schwierigkeiten haben, Geräusche zu filtern, während der ein oder andere 75-Jährige dies noch gut kann.

Aber auch Menschen mit einer Hörschwäche haben oft Probleme, Geräuschkulissen während eines Gesprächs auszublenden. Denn für das selektive Hören wird ein voll funktionales Gehör benötigt und zwar auf beiden Ohren. Der Cocktailparty-Effekt ist nämlich ein binauraler Effekt, er tritt nur bei beidohrigem Hören auf. Menschen, die nur über ein funktionsfähiges Ohr verfügen oder auf Hörgeräte angewiesen sind, werden deshalb wesentlich stärker von Störgeräuschen beeinträchtigt als Menschen, die mit beiden Ohren gleichmäßig gut hören.

Allerdings gibt es eine Möglichkeit das selektive Hören zu einem gewissen Grad wieder herzustellen. Dies gelingt mit zwei digitale Hörsysteme, die kabellos miteinander kommunizieren. Bei der Interaktion zwischen linkem und rechtem Ohr werden bestimmte sprachrelevante Töne verstärkt, störende Hintergrundgeräusche hingegen gezielt herausgefiltert und unterdrückt. Dadurch ist der Benutzer wieder in der Lage, räumlich und selektiv zu hören. Das bestätigen auch klinische Tests.

Menschen ohne selektives Hören

Darüber hinaus gibt es auch Menschen, die unabhängig von den bereits aufgezählten Einschränkungen das Wahrgenommene nicht filtern können. Diese Menschen leiden unter Hyperakusis, einer besonderen Form von Geräuschüberempfindlichkeit. Sie beruht auf einer Störung bei der Bewertung und Verarbeitung der wahrgenommenen Töne.

Anders als im Normalfall blendet hier das Gehirn die Störgeräusche nicht aus, sondern stellt diese zusätzlich in den Fokus der Wahrnehmung. Dies führt dazu, dass diese als viel zu laut wahrgenommen werden. Neben der verminderten Fähigkeit Geräusche zu tolerieren, erzeugt Hyperakusis Ängste und Aggressionen, die auf Dauer dafür sorgen, dass die Betroffenen sich in ihren sozialen Kontakten stark einschränken.

Wenn Sie sich in dieser Beschreibung wieder erkennen, sollten Sie Ihren HNO-Arzt aufsuchen, um die Ursachen für die Geräuschempfindlichkeit und den daraus resultierenden Hörstress festzustellen. Diese können vielseitig sein und auf weitere Probleme hinweisen. So können unter anderen ein Knalltrauma, ein Hörsturz, Tinnitus oder Misophonie die Verursacher sein. Ein erster Schritt zur Diagnose ist ein umfassender Hörtest.

Unter Misophonie versteht man eine weitere Störung der selektiven Wahrnehmung. Bei dieser ist die emotionale Bewertung falsch. Also Geräusche werden nicht wie bei der Hyperakusis als zu laut empfunden, sondern sind grundlos mit negativen Empfindungen behaftet und lösen beispielsweise Unwohlsein und Missfallen aus. Es sind in der Regel Symptome, die bei einem bestimmten Geräusch mit einem spezifischen Muster und einer spezifischen Bedeutung auftreten. Die physischen Merkmale des Geräuschs spielen dabei keine Rolle.

Was sind die Ursachen und Folgen von Hyperakusis?

Die Hyperakusis ist eine ungewöhnliche hohe Empfindlichkeit gegenüber normalen Umgebungsgeräuschen bei der die Schwelle zum Hörstress auf einen Wert unter 80 dB fällt. Dabei können die Ursachen vielfältig sein Neben physischen Ursachen wie Innenohrschwerhörigkeit, Knalltrauma oder Hörsturz, kann auch eine Überlastung oder psychischer Beeinträchtigung diese Geräuschüberempfindlichkeit auslösen. In seltenen Fällen kann Hyperakusis auch von Epilepsie-Formen, Vorzeichen einer Migräne oder Medikamenten-Nebenwirkungen kommen.

Neben den bereits erwähnten Symptomen kann die Hyperakusis auch weitere Folgen haben:

  • Bei Betroffenen können auf die verstärkt wahrgenommenen Geräusche Schreck- und Stressreaktionen auslösen, die zu erhöhtem Blutdruck, Herzrasen, trockenem Mund sowie Kopf- und Ohrenschmerzen führen.
  • Erhöhte Anfälligkeit für Phonophobie/Misophonie. Als Phonophobie wird die Angst vor bestimmten Geräuschen bezeichnet und als Misophonie die irrtümliche Assoziation von Geräuschen mit negativen Empfindungen.
  • Nicht selten führt die Vermeidung von Geräuschen zu einer sozialen Isolation, einhergehend mit Depression, Angstzuständen, Selbstzweifeln und Schlafschwierigkeiten.

Selektives Hören verbessern

Allgemein lässt sich sagen, dass eine Einschränkung oder Störung des selektiven Hörens einiges an Stress für den Körper bedeutet, sei es emotionaler oder auch Hörstress. Aber es gibt in den meisten Fällen die Möglichkeit, die Einschränkungen zu mindern und das selektive Hören wieder zu verbessern, zum Beispiel durch bestimmte Hörgeräte, Trainings oder Therapien. Wie bei allen Hörschwächen gilt auch hierbei, desto früher der Schritt zum HNO-Arzt gemacht wird, desto besser. Sollten Sie also Probleme haben einem Gespräch in einer geräuschreichen Umgebung zu folgen oder eine solche Unterhaltung als anstrengend empfinden, dann suchen Sie einen HNO-Arzt oder Hörakustiker auf und klären dort ab, wie Sie das selektive Hören und damit ein wertvolle Stück Ihrer Lebensqualität wieder zurückerlangen können.

Auf unserer Seite können Sie Ihr Gehör in verschiedenen Geräuschkulissen per Online-Hörtest prüfen.

Nicht jedes Hintergrundgeräusch muss ausgeblendet werden. Manchmal ist Stille auch etwas Störendes. Wie manche Geräusche uns sogar beim Entspannen helfen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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