Sarah ist 27 und kam 1997 taub zur Welt. „Damals wusste man nicht viel über Cochlea-Implantate, und im Gegensatz zu heute hatte man weniger Informationsmöglichkeiten, zum Beispiel über das Internet. Die Diagnose Taubheit war mit sehr viel Angst verbunden, und man konnte keine Prognose für meine Zukunft abgeben. Im Jahr 1999 bekam ich in einem Alter von 2 3/4 Jahren das erste Cochlea-Implantat in Dresden. Das zweite Hörimplantat folgte 2014. In der ersten Zeit war die Hör- und Sprachtherapie sehr mühsam für mich, und ich musste zu Hause täglich Übungen machen.“ Aufgrund von Sarahs Taubheit von Geburt an musste das Hörzentrum im Gehirn alles neu lernen und das Sprachverstehen trainieren. „Das Ziel der Hör- und Sprachtherapie war, dass ich vor Schuleintritt bereits lesen konnte. Das ebnete mir den Weg auf eine Regelschule und später auf das Gymnasium.“
„Hörgeschädigt zu sein, ist nicht immer leicht. Man hat mit sehr vielen Rückschlägen zu kämpfen, da die Menschen in unserer Gesellschaft nicht immer nachempfinden können, wie wir uns dabei fühlen und es dadurch noch schwerer machen. Die Cochlea-Implantate eröffneten mir verschiedene Wege in meinem Leben, sodass ich es als Geschenk betrachte, hören zu können. Ich spreche zwei Fremdsprachen (Spanisch und Englisch).
Aus diesem Grund bin ich Leiterin einer deutschlandweiten Selbsthilfegruppe: Instagram @hoervisionen_by_sarah und auf Facebook ‚Leben mit der Taubheit und dem Cochlea-Implantat.‘ Mir ist es wichtig, den Betroffenen aufzuzeigen, dass die Wege schwer sein können, aber es irgendwie schaffbar ist. Ich kenne Mobbing in der Schule/Ausbildung und weiß auch, wie es ist, wenn man aufgrund seiner Hörbeeinträchtigung nicht vollkommen akzeptiert wird. Ich kenne das Gefühl der Überforderung in anstrengenden Hörsituationen, aber es gibt immer einen Trick, um mit der Situation klarzukommen.“