Aktiv leben mit Cochlea-Implantaten
Mit Cochlea-Implantaten (CI) können immer mehr Kinder und Erwachsenen hören. Für Linnea gehören ihre CIs einfach zum Leben dazu. Hier verrät sie ihr Erfolgsgeheimnis für richtig Wohlfühlen mit Cochlea-Implantaten.
Auf einen Blick
- Kindliche Entwicklung und Cochlea-Implantat bei Kindern
- Wohlfühlen mit Cochlea-Implantaten und sich selbst
- Info über das Usher-Syndrom
Wie entwickelt sich ein Kind, das bereits mit eineinhalb-Jahren ein Hörimplantat bekommt? Zu einer selbstbewussten Studentin und einer sportlichen jungen Frau, wie Linneas Hörgeschichte zeigt.
Cochlea-Implantate (CI) können durch die enorme technische Entwicklung und die Fortschritte in der Chirurgie immer mehr Kindern und Erwachsenen helfen, wieder zu hören. Statistiken zum Grad der Schwerhörigkeit in der deutschen Bevölkerung legen nahe, dass mehr als eine Million Menschen allein in Deutschland eine deutliche Hörverbesserung durch ein Cochlea-Implantat erfahren würden. Tatsächlich sind jedoch erst rund 40.000 Menschen mit einem CI versorgt, so Angaben des Forschungszentrums L3S. Obwohl es immer mehr CI-Träger gibt, sind sich einige Menschen unsicher oder haben Ängste vor dem operativen Eingriff. Bei Kindern wie Linnea hat sich die Entscheidung für CIs sehr positiv ausgewirkt. Sie verfolgt ihre Ziele und gibt Tipps zum Wohlfühlen mit Cochlea-Implantaten.
Linnea, lebt in den USA, genauer gesagt in Tampa, Florida. Die Studentin kam mit einem hochgradigem Hörverlust auf beiden Seiten zur Welt. Die Ursache dafür, das Usher-Syndrom, das erst später im Teenageralter bei ihr festgestellt wurde. Mit eineinhalb Jahren bekam das Mädchen sein erstes Cochlea-Implantat, das zweite dann als sie elf Jahre alt war. Seit rund 20 Jahren fühlt sich Linnea mit ihren CI wohl, genießt und lebt ihr Leben. Ihr Reitsport, die Leidenschaft für Malerei und das Studium gehören fest dazu.
Cochlea-Implantate und Regelschule
Linnea hat den Kindergarten, dann immer eine Regelschule und schließlich das College besucht. „Ich denke, am besten daran war, dass ich mich nie anders oder als Außenseiterin gefühlt habe. Eine Regelschule zu besuchen, bedeutet mit verschiedensten Mitschülern und Lehrern zu interagieren, unzählige Möglichkeiten zu erhalten sich auszuprobieren. Die Schulzeit hat mich gelehrt in einer Welt mit hörenden Altersgenossen klarzukommen und mir all die Fähigkeiten anzueignen, die es dafür braucht. Ich denke, das Wichtigste, was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe, ist die Fähigkeit, für mich selbst einzutreten und keine Angst zu haben, etwas zu sagen oder um etwas zu bitten, das ich brauche.“
Einige Herausforderungen, wie die laute Schulkantine, musste Linnea meistern. Damit sie im Klassenzimmer alles mitbekam, nutzte sie FM-Systeme. Diese übertragen als Empfänger das Signal von einem Mikrofon direkt an das Hörgerät oder Cochlea-Implantat. Nicht immer funktionierte alles völlig reibungslos. „Solche externen Hörhilfen oder einfach auch die Einstellung von Untertiteln bei veralteten Schul-DVDs waren manchmal kompliziert. Ich war es gewohnt, jedes Jahr einem neuen Team von Lehrern zu erklären, dass sie die FM-Anlage verwenden oder um einen Sitzplatz in der ersten Reihe zu bitten. So habe ich gelernt, entspannt über meine Gehörlosigkeit und meine Bedürfnisse zu sprechen.“ Trotz aller Herausforderungen hat sie die High School mit ausgezeichneten Noten und vielen Freunden an ihrer Seite abgeschlossen.
Was ist das Usher-Syndrom?
Das Usher-Syndrom ist ein seltenes, erbliches Hör- und Seh-Krankheitsbild. Neben einer früh einsetzenden Schwerhörigkeit oder dem vollständigen Verlust der Hörfähigkeit tritt durch eine Degeneration der Netzhaut auch eine Sehbehinderung auf. Zum Hörverlust kommt es durch eine Schädigung der Haarzellen im Innenohr. Dadurch kann ein Hörsignal nicht oder nur unzureichend empfangen werden.
Durch Hörgeräte oder Hörimplantate lässt sich die Hörfähigkeit der betroffenen Kinder erhalten oder herstellen. Neben der frühen Diagnostik leisten Hörakustiker bei der Auswahl der richtigen Hörsysteme einen wesentlichen Beitrag.
Es sind verschiedene Ausprägungen bekannt. Patienten wie Linnea haben eine Gehörlosigkeit und entwickeln einen Tunnelblick. Der Sehverlust beim Usher-Syndrom kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Alltag an der Uni
Heute lebt Linnea ihren Traum und studiert Animation an der University of Central Florida. Zeichnen war schon immer ihr Hobby – von klein auf hat sie Cartoons und animierte Filme geliebt.
An der Universität schätzt die junge Frau die Freiheit, Kurse und Schwerpunkte selbst zu wählen. Und sich mit Freunden und Gleichgesinnten auszutauschen. „Mein Geheimnis zum Wohlfühlen mit Cochlea-Implantaten ist: Ich sehe meine Implantate nicht als etwas, das von mir getrennt ist. Sie sind ein Teil von mir und meiner Identität, sie sind meine Art zu hören und nicht etwas, wofür man sich schämen oder das man gar verstecken muss“, sagt die junge Frau.
Linneas Beispiel zeigt, dass es sich für Kinder und Erwachsene lohnt, sich auf die Implantate einzulassen.
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