Cochlea Implantate: Sprachverständnis vorhersagen

Cochlea Implantate: Sprachverständnis vorhersagen

Ganz ohne Kristallkugel – aber mit neuem Hörtest

Ein neuer Hörtest kann das Sprachverständnis mit einem Cochlea-Implantat vorhersagen. Für Betroffene, die über den Eingriff nachdenken, eine weitere Entscheidungshilfe.

Unser Gehör ist das einzige Sinnesorgan, das sich durch ein Implantat ersetzen lässt. Ähnlich wie eine Beinprothese selbstständiges Laufen ermöglichen kann, kann ein Cochlea-Implantat (CI) Menschen mit einer Schwerhörigkeit das Hörvermögen zurückgeben. Doch wann ist ein Cochlea-Implantat sinnvoll?

„Menschen, die von herkömmlichen Hörgeräten nicht mehr genügend profitieren, gelten als Kandidaten für ein Cochlea-Implantat“, erklärt Patrick D`Haese, Experte für Cochlea-Implantate bei MED-EL Medical Electronics. „Dabei gibt es keine spezifische Altersgrenze. Die einzige Voraussetzung ist ein intakter Hörnerv, was in den meisten Fällen gegeben ist.“ Die Krux dabei: Die Klangqualität mit einem Cochlea-Implantat kann teilweise verzerrt und blechern sein. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass bei vielen Menschen mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit große Ängste und Unsicherheiten vor einem solchen Eingriff bestehen.

Cochlea-Implantat – frühzeitiges Handeln ist entscheidend

Manche Patienten erlangen nach einer Implantation schneller ihr Hörvermögen zurück, bei anderen dauert es länger. Doch frühzeitiges Handeln lohnt sich, da sich die Prognose mit andauernder Hörschädigung verschlechtert. Verschiedene Studien belegen, dass die Dauer der Hörschädigung bzw. des Hörverlustes einen großen Einfluss darauf hat, wie gut Patienten mit einem CI hören können. „Es ist daher wichtig, dass Betroffene umgehend handeln, wenn ein Hörgerät keinen ausreichenden Nutzen mehr bringt“, bestätigt D`Haese.

Wissen, wie gut ich nach einem halben Jahr wieder höre

Wie schnell Patienten dann mit dem CI wieder gut hören, lässt sich jetzt mit einem neuen Test des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, dem Cochlea-Implantat-Zentrum Leipzig und der Universität Lübeck schon kurz nach der OP vorhersagen. Dabei müssen Patienten rhythmische Muster in Rauschsignalen unterscheiden. Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass Betroffene, die diesen Hörtest besser absolviert haben, Sprachsignale nach sechs Monaten auch besser verstehen konnten – und umgekehrt.

Solche zuverlässigen Hörtests sind in zweifacher Hinsicht wichtig: Gefährdete Patienten können durch Hörtrainings ihre Prognose verbessern, andererseits können die Implantate besser an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.

Und: Vor einer OP muss sich niemand fürchten, denn der Eingriff ist mittlerweile längst zur Routine geworden. Schon nach einer Woche können Patienten in der Regel die Klinik verlassen. D`Haese ist sich sicher, „dass ausgezeichnete Erfolge in Bezug auf Sprach- und Musikverständnis erzielt werden, wobei die Rehabilitation ein wichtiger Faktor ist, um die besten Resultate zu erzielen.“

Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat (CI) überhaupt? Das CI wird in die Hörschnecke eingesetzt und übernimmt die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs – der sogenannten Cochlea.  Mehr über Cochlea-Implantate erfahren Sie in unserem Artikel „Wenn Flüstern hören zum magischen Moment wird“.

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