Vom Wunder des Hörens mit Cochlea-Implantat

Vom Wunder des Hörens mit Cochlea-Implantat

Mit Nachsorge-Reha und Hörtraining zum optimalen Hörerfolg

Für den Hörerfolg mit Cochlea-Implantat ist die Nachsorge entscheidend: Die Motivation der Patienten ergänzen intensive Hörtrainings, die das Gehör schulen. Zwei Experten erklären, wie das gut ablaufen kann. 

Auf einen Blick

  • Cochlea-Implantat – Wunder des Wiederhörens
  • Der perfekte Hörstart: eine Rehawoche zur Implantat-Aktivierung
  • Der Hörsinn braucht Training – bei Erwachsenen und Kindern
  • Feineinstellung: Hörakustiker holen aus Implantaten und Hörgeräten das Beste raus

Mit Cochlea-Implantaten (CI) können gehörlose oder ertaubte Patienten, deren Hörnerv noch funktionsfähig ist, wieder Hören. „Hören mit Cochlea-Implantaten ist ein Wunder, das mich immer noch verblüfft. Wir haben 15.000 Hörsinneszellen, ein CI aber nur 12 bis 22 Elektroden. Trotzdem ist gutes Hören und für viele auch ein gutes Sprachverstehen möglich, weil das menschliche Gehirn zu Erstaunlichem fähig ist. Wir erreichen durch unser ausgereiftes Konzept mit OP und anschließendem einwöchigem Aufenthalt in einer Reha-Klinik, inklusive täglichem Hörtraining und täglichem Optimieren der CI-Einstellungen sehr viel“, erklärt Dr. Jérôme Servais, HNO-Experte vom Heilig-Geist Hospital Bensheim. Erfahren Sie im zweiten Teil unseres Interviews mit ihm und Audiotherapeutin Jana Verheyen was nach der Implantation folgt – von der Aktivierung des CIs über Hörtrainings, die das Gehör schulen und die richtige Einstellung der Systeme durch Hörakustiker.

Die Patienten, ihre Beratung und Nachsorge stehen im Heilig-Geist Hospital Bensheim, einem Kompetenzzentrum für Hörgeschädigte und Cochlea-Implantate, im Mittelpunkt. Das Team unter Leitung der HNO-Koryphäe Dr. Jérôme Servais arbeitet für die spätere Patientenbetreuung eng mit Hörakustikern zusammen, die in speziellen Schulungen für die besonderen Anforderungen des Hörens mit CI und CI-Audioprozessoren spezialisiert sind.

Ihr-Hörgerät.de: Zu ihrem CI-Erfolgskonzept gehört eine Reha-Woche, was bedeutet das?

Dr. Jérôme Servais: Einige Wochen nach der Implantations-OP kommt der große Moment: die erste Aktivierung des CIs, das erste Hören ausschließlich über die Technik im Innenohr. Unsere Patienten können das in einer Reha erleben. Diesen Weg, losgelöst vom Alltagsstress zu Hause und mit voller Konzentration auf das neue CI-Hören, empfehlen wir. Denn gerade in den ersten Tagen tut sich unglaublich viel. Dabei von Profis begleitet zu werden, ist eine große Unterstützung. Ein weiterer Pluspunkt ist der Kontakt und Austausch mit anderen Cochlea-Implantat-Trägern. Damit beginnt die Hörreise mit CI. Ich muss sagen, das CI ist kein neues Ohr, aber ein Wunderwerk.

Audiotherapeutin Jana Verheyen: Wer über einen langen Zeitraum viel Übungszeit und Hörarbeit investiert, erzielt oft ausgezeichnete Ergebnisse im Verhältnis zum früheren Hören und Verstehen mit Hörgerät und Restgehör. Schon in einer Woche Reha wird ein Basishörvermögen geschult und aufgebaut. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie aufregend und anstrengend zugleich das ist, denn meine CIs gehören seit fast zwei Jahren fest zu meinem Leben. Genau das wünsche ich mir auch für meine Patienten. Idealerweise folgt nach der Reha-Woche für die Erstanpassung ein gutes Jahr mit viel Hörtraining, das das Gehirn und somit Gehör via Technik schult.

Wesentlicher Bestandteil neben einem Training zu Hause ist das Üben eines differenzierten Hörens und Verstehens mit einer Logopädin. Parallel bedarf es regelmäßiger Termine beim CI-Akustiker zur Optimierung der Einstellungen. Das lohnt sich. Manche Patienten freuen sich beispielsweise so darauf, wieder Vögel zu hören, über Video zu telefonieren oder einfach ihr Gegenüber entspannter zu verstehen. Wir besprechen mit jedem individuelle Übungsmöglichkeiten zur Hörrehabilitation für das Erreichen der ganz persönlichen Hör-Ziele.

Mitmachen und viel Hören üben

Oft entwickeln die Träger von Cochlea-Implantaten durch Hörtrainings, die das Gehör schulen, die Hör-Fähigkeiten wieder, die sie brauchen, um leichter zu kommunizieren und dadurch dann auch erfolgreicher zu interagieren. Erwachsene, die mit einem Cochlea-Implantat versorgt wurden, nutzen am besten persönliche Trainings mit Logopäden oder auch geduldigen Übungspartnern. Kostenlose Hörtrainings, mit denen man online Alltagssprache in Form von einzelnen Sätzen, ganzen Texten oder Dialogen üben kann, finden CI-Träger nach einer einmaligen Anmeldung beispielsweise hier. Dabei kann der Schwierigkeitsgrad ganz einfach auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Zusätzlich ist eine ambulante oder stationäre Reha empfehlenswert.

Hörgeschädigte Kinder frühzeitig behandeln und das Gehör schulen

Die ersten drei bis fünf Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns und Hörvermögens. Beim Neugeborenen-Screening wird frühzeitig erkannt, wenn ein Kind nicht hören kann, dann wird es oft schnell mit einem Hörgerät versorgt oder ein Cochlea-Implantat kommt in Frage.

kinder
© Advancedbionics

Schon während Eltern sich beraten lassen, können sie die kindliche Sprachentwicklung fördern, beispielsweise mit besonders für Kinder mit Hörbeeinträchtigung entwickelter Musik. Musik regt mehrere Hirnareale gleichzeitig an, insbesondere solche, die für das Sprachverstehen wichtig sind. Spezielle Übungen wie zu Melodien passende Bewegungen und sprachliche Begleitung helfen Kindern beim Erkennen von Mimik und Gestik. Werden diese Hörtrainings, die das Gehör schulen und musikalische Spiele auch nach der Versorgung mit einem Cochlea-Implantat weitergeführt, ist damit der Grundstein für die Hör- und Sprachfähigkeiten gelegt.

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Mit Cochlea-Implantaten wieder hören

Dr. Valerie Pestinger ist Molekularbiologin in der Krebsforschung und lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Seit 2016 trägt sie auf beiden Ohren Cochlea-Implantate (CI) – und ist Mutter einer kleinen Tochter.  

Offen über Hörimplantate sprechen

Ein Hörimplantat macht viele Mitmenschen neugierig. Was ist dieses coole Technikteil auf dem Kopf eigentlich?

Sport mit CI – mit Spaß aktiv!

Viele Sportarten kann man mit Cochlea-Implantat (CI) wie gewohnt ausüben. Dennoch sollten Sie ein paar Dinge beachten. So bleiben Sie aktiv und schützen Ihren Audioprozessor ausreichend vor Nässe, Staub und Sand.

Ihr-Hörgerät.de: Warum spielen Hörakustiker eine wesentliche Rolle für den Erfolg von Cochlea-Implantaten?

 

Dr. Jérôme Servais: Die Feinjustierung der Lautstärke, Hoch- und Tieftöne und anderer Parameter des CIs erfolgt schrittweise. Das Gehirn verarbeitet die neuen Klangbilder und gewöhnt sich daran. Das Hören mit CI und in vielen Fällen einem Hörgerät auf dem anderen Ohr sollte genau aufeinander abgestimmt werden. Denn das ausbalancierte beidseitige Hören ist für die Patienten im Alltag wichtig.

Wir können und wollen das nicht allein in der Klinik leisten. Denn gerade Hörgeräte-Träger haben ja schon einen Akustiker ihres Vertrauens, bei dem sie ihr Hörgerät regelmäßig überprüfen lassen. Wenn der Akustiker bei einer bimodalen Versorgung dann einerseits gleich die Einstellungen des CIs optimieren und zugleich das Hörgerät entsprechend abstimmen kann, vereinfacht das vieles.

Für die weitere Betreuung und Versorgung in Wohnortnähe sind Hörakustiker der wichtigste Baustein. Wir haben ein Netzwerk mit CI-Akustikern aufgebaut und freuen uns über die Unterstützung hier auf der Plattform [nutzen Sie dazu auch die Filtersuche ‚Cochlea-Implantate‘].

Für Implantat-Träger haben die Hörakustiker außerdem noch eine weitere, sehr wichtige Aufgabe. Sie begleiten ihre Implantat-Kunden, wenn ein neuer Audioprozessor für das CI fällig ist. Technologische Fortschritte setzen hier regelmäßig neue Hörstandards. Das Upgrade wird von den Krankenkassen übernommen, wenn eine Verbesserung nachgewiesen werden kann, zum Beispiel ein besseres Sprachverstehen erreicht wird. Es kann auch wegen einer Veränderung beim Patienten, beispielsweise einer Brille oder Wachstum bei Kindern, nötig sein.

Erfahren Sie mehr über CI-Implantate und das Beratungskonzept unserer Experten im ersten Teil dieses Interview.


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