Bilingualismus
Bilingualismus bedeutet für Menschen mit einer Hörbehinderung, zwei Sprachen zu sprechen – die Gebärdensprache und die Lautsprache. Sie wechseln flexibel zwischen den beiden Sprachen hin und her, wodurch ein lebendiger Sprachmix entsteht. Gleichzeitig bedeutet Bilingualismus aber auch, dass Menschen bilingual denken und fühlen.
Die Vielfalt der Gebärdensprache
Die Gebärdensprache ist eine bunte und vielfältige Sprache. Mit Mimik, Gestik und Körperhaltung kommen Sprache und Emotionen zur Geltung. Doch was viele nicht wissen: Gebärdensprachen lassen sich ebenso wie Lautsprachen in nationale Sprachen und regionale Dialekte unterscheiden. Zudem handelt es sich bei der Gebärdensprache um ein vollwertiges Sprachsystem mit einer eigenen Grammatik, Satzbau und Wortschatz.
Bilinguale Frühförderung
Bilinguale Frühförderung für hörbehinderte Kinder bedeutet, dass Gebärdensprache und Lautsprache gefördert und verwendet werden. Ziel der bilingualen Frühförderung ist es, durch die Verwendung der Gebärdensprache eine optimale Kommunikationsbasis zu schaffen.
Bereits im Alter von rund acht Monaten können Babys erste Gebärden aufnehmen und anwenden. Das Erlernen der gesprochenen Sprache ist daher um einiges einfacher. Wörter und Bedeutungen werden zusätzlich visuell erklärt und entsprechend im Denkzentrum verknüpft. Dadurch wird das Sprachbewusstsein besser ausgebildet und das Kind kann sich so bestmöglich emotional, sozial und geistig entwickeln.
Sprachen lernen
Hörgeschädigte Eltern kommunizieren mit ihren Kindern meist von Anfang an in Gebärdensprache. Sie erwerben die Gebärdensprache also in einem natürlichen Umfeld und das recht mühelos im alltäglichen Austausch. Wohingegen Kinder, deren engste Bezugspersonen keine Gebärdensprache können, es weit schwieriger haben. Sie müssen Gebärden aktiv und bewusst durch intensives Üben lernen.
Das Gleiche gilt auch für das Erlernen der Lautsprache. Hörgeschädigte Kinder können sich selbst nicht hören und wissen daher nicht, wie die eigene Stimme klingt. Daher erlernen sie das Sprechen rein technisch. Sie müssen genau wissen, wie ein Laut gebildet wird und welches Sprechwerkzeug (Atmung, Zunge, Lippen, Zähne, Stimmbänder etc.) welche Aufgabe übernimmt.
Kontakte sind wichtig
Ein hörbehindertes Kind kann sich Lautsprache nur aktiv und im positiv erlebten Austausch mit anderen Menschen aneignen. Funktionierende Kommunikation und Austausch sind wichtig, damit das Kind motiviert ist, sich auf den schwierigen Prozess des Sprechenlernens einzulassen. Basis für das Sprechenlernen ist Neugier, Interesse an der Kommunikation und ein sicheres Grundgefühl im sprachlichen Umgang mit anderen.
Weitere Informationen finden Sie zum Beispiel auf der Seite des Gehörlosen-Bundes oder auf der Informationsseite für gehörlose und schwerhörige Menschen.