Bilateraler Tinnitus ist erblich
Ohrgeräusche ohne äußere Klangquelle können Betroffene extrem belasten. Ihre Behandlung ist schwierig, weil die genaue Ursache für Tinnitus bislang unbekannt ist. Einen Durchbruch könnten nun zwei neue Studien bringen, die die Erblichkeit des bilateralen Tinnitus belegen.
Bei rund 15 Prozent der europäischen Bevölkerung klingelt, knackt oder rauscht es in den Ohren. Angenehm ist das nicht – Betroffene fühlen sich durch dieses Ohrensausen oft so eingeschränkt, dass es ihre Lebensqualität beeinträchtigt. Ein bis zwei Prozent dieser Personen leiden unter einem sogenannten dekompensierten Tinnitus. Bislang ist man davon ausgegangen, dass der Tinnitus von verschiedenen äußeren Faktoren hervorgerufen wird. Diese reichen von zu hoher Lärmeinwirkung über Infekte bis hin zu psychischen Faktoren wie Stress oder emotionalen Problemen, was die Behandlung extrem erschwert. Wissenschaftler vom schwedischen Karolinska Institutet haben nun gemeinsam mit europäischen Forschern des Tinninet-Netzwerkes Belege dafür entdeckt, dass bestimmte Formen des Tinnitus erblich sind. Der Einfluss der Gene dominiert dabei sogar die Umweltfaktoren.
Genetischer Zusammenhang bei beidseitigem Ohrensausen
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass es einen genetischen Einfluss bei bilateralem Tinnitus – dem Ohrgeräusch in beiden Ohren – gibt, der bei Männern ausgeprägter ist als bei Frauen. Zum gleichen Ergebnis kam eine Arbeitsgruppe europäischer Wissenschaftler um Iris Maas von der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Sie untersuchte die Wahrscheinlichkeit für Tinnitus eines Zwillings, falls der andere erkrankt ist, bei mehr als 10.000 ein- und zweieiigen Zwillingspaaren. Das Ergebnis: Bei eineiigen Zwillingen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass beide an Tinnitus erkranken als bei zweieiigen. Einen signifikanten Unterschied entdeckten die Forscher jedoch ebenfalls nur bei beidseitigen Ohrgeräuschen.
Haben Sie Verwandte oder Freunde, die über anhaltende Ohrgeräusche klagen? Oder rauscht, knackt und klingelt es auch in Ihren Ohren? Dann zögern Sie nicht, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Mit gezielten Tinnitus-Therapien und speziell angepassten Hörhilfen können Ärzte und Hörakustiker Ihnen helfen, Ihre Umgebung trotz der Ohrgeräusche akustisch wahrnehmen zu können.
Lesen Sie hier, wie Sie Tinnitus erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.