Besser Hören mit KI

Besser Hören mit KI

Wenn die KI die Ohren spitzt: Was KI im Hörgerät leisten kann

Künstliche Intelligenz (KI) im Hörgerät kann seinen Trägern helfen, Sprache noch besser zu verstehen, Klänge natürlicher zu hören und das Hörerlebnis noch komfortabler zu machen. Welche Funktionen hält KI in Hörgeräten in Zukunft für mehr Lebensqualität bereit – und welche sind bereits heute Realität?

Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in immer mehr Lebensbereiche, die Geschäftswelt und die Forschung. Die Fülle der Innovationen und Anwendungen reicht von Text- und Bilderstellung über intelligente Katzenklappen und Sprachenlernen bis hin zur Früherkennung bestimmter Krankheiten. Und auch die Hörgeräteindustrie macht sich KI im Hörgerät immer häufiger zunutze: Denn das maschinelle Lernen lässt sich für die komplexe Signalverarbeitung nutzen, wie sie beispielsweise bei Hörgeräten vorkommt.

Cocktailparty-Effekt dank KI im Hörgerät

So versteckt sich hinter dem Projekt „Darling“ (Detecting And Reacting to Listening Intention aNd Goals) nicht etwa eine neue Dating-Plattform, sondern ein Forschungsprojekt der Hochschule Luzern (Departement Informatik). Die Forschergruppe entwickelt den Prototyp eines Hörgeräts, das mitdenkt: Mithilfe von KI im Hörgerät sollen diese in Zukunft Geräusche erkennen, die für den Träger relevant sind, und den Rest herausfiltern. Das Projekt könnte die Leben von Millionen Menschen mit Schwerhörigkeit verbessern, denn in Situationen mit unterschiedlichen Geräuschquellen und Störgeräuschen ist es für sie oft herausfordernd, einem Gespräch zu folgen.

Bereits jetzt können Hörgeräte in anspruchsvollen Gesprächssituationen die Hörsituation für den Hörgeräteträger verbessern und bestimmte Stimmen und Geräusche hervorheben und den Rest ausblenden: Dieses selektive Hören heißt auch „Cocktailparty-Effekt“.

Durch Darling sollen Hörgeräte schon bald über dieses „Wissen“ verfügen: Eine KI im Hörgerät soll die Hör-Absicht des Trägers situationsgenau ermitteln und die Audiofilter automatisch anpassen. Um die KI im Hörgerät dafür zu trainieren, sind Audiodaten von typischen Hintergrundgeräuschen in verschiedenen Umgebungen und unterschiedlichen Klangräumen nötig. So lernt der Algorithmus, wann welche akustischen Signale für eine Person wichtig sind und welche er filtern kann.

Ein simulierter Restaurantbesuch

Diese Trainingsdaten entstehen in einem „Hör-Labor”. Mit seinen vier Leinwänden, mehr als 100 Lautsprechern und einem Gitterboden erinnert es an eine Mischung aus Kino und Käfig. Hier wird die Akustik von Alltagssituationen lebensecht in realistischem Surround Sound nachgestellt, etwa die Geräuschkulisse eines Restaurantbesuchs: Aus Lautsprechern erklingt Geschirrklappern, ein Teller fällt zu Boden. Gesprächsfetzen mischen sich mit Gläserklirren. Auf den Leinwänden läuft ein passendes Video.

Menschen ohne Schwerhörigkeit haben selten Probleme, vor dieser Geräuschkulisse eine Bestellung aufzugeben. Die Forscher versuchen herauszufinden, wann eine Situation für Hörgeräte-Träger herausfordernd ist und die KI im Hörgerät das Geräuschfiltern übernehmen müsste.

Diese akustischen Daten kombinieren die Forscher anschließend mit Audioaufnahmen des Hörgeräts selbst. Diese „Audiokarte“ der Umgebung soll der KI im Hörgerät anschließend als Entscheidungsgrundlage dafür dienen, welche akustischen Signale in einem bestimmten Moment für eine Person wichtig sind und welche nicht.

Wie kommt die KI ins Hörgerät?

Beim Offline-Learning wird der Algorithmus mit allgemeinen Datensätzen trainiert. Nur das Ergebnis, ein Modell, wird dann auf die Hörsysteme gespielt. Auf den Hörsystemen aller Nutzer ist dann das gleiche Modell vorhanden. Beim Online-Learning hingegen wird das Modell auf dem Hörsystem weiter trainiert. Auf diese Weise können die Hörgeräte beim Tragen intelligenter werden und sich individuell an den Träger anpassen. Dieser Ansatz ist deutlich seltener, da die Rechenleistung von Hörgeräten oft noch zu begrenzt ist.

Mehr Lebensqualität

Intelligente Hörgeräte helfen Menschen mit Schwerhörigkeit, das Hörerlebnis noch komfortabler und den Alltag noch leichter zu machen. Sie lassen sich beispielsweise mit anderen technischen Geräten wie Smartphones, Fernsehern oder Türklingeln verbinden. Auch haben Personen mit Schwerhörigkeit die Option, sich Signale direkt in ihr Hörgerät senden zu lassen – besonders praktisch beispielsweise im Kino, an Bahnsteigen oder auf Konzerten. Auch die Lautstärke oder Störgeräuschefilter von modernen Hörgeräten mit KI lassen sich über das Smartphone einstellen.

Eines wird KI jedoch nicht ersetzen können: Die menschliche Komponente zwischen Hörakustiker und Kunde. Denn egal, wie gut die KI im Hörgerät ist – am Ende kommt es auf den Hörakustiker an, der das Hörgerät individuell für Sie einstellt. Die Experten für gutes Hören in Ihrer Nähe finden Sie über unsere Suche.

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