ASMR: Entspannung aufs Ohr
Egal ob aktiv oder passiv: So ziemlich jede Person ist sicherlich bereits mit ASMR in Kontakt gekommen. Falls Ihnen bei der Abkürzung lauter Fragezeichen durch den Kopf schwirren – keine Sorge! Wir brechen den Entspannungstrend schlechthin für Sie runter.
Wofür steht ASMR?
Hinter der Abkürzung ASMR verbirgt sich der Begriff „Autonomous Sensory Meridian Response“. Betrachtet man die direkte Übersetzung ins Deutsche, bedeutet das so viel wie „selbstständige Reaktion des Körpers auf sensorische Reize“.
Nun kann dies für einige immer noch zu kryptisch wirken, weswegen sich in der Umgangssprache die Begriffe „Kopfkribbeln“ und „Gehirnmassage“ etabliert haben.
Wie funktioniert ASMR?
Bei ASMR handelt es sich gängigerweise um selbstproduzierte Videos, bei denen Menschen akustische oder visuelle Reize entstehen lassen und diese besonders in Szene setzen, sodass eine Art Kribbeln bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ausgelöst wird. Dieses Gefühl beginnt in der Regel am Hinterkopf, kann sich aber auch bis hin zum Nacken und der Wirbelsäule ausbreiten.
Die Auslöser nennt man in der ASMR-Welt „Trigger“, während das darauffolgende Gefühl als „Tingles“ bezeichnet wird. Die sogenannten Tingles können mit dem Gefühl einer Gänsehaut gleichgesetzt werden. Dies löst in vielen Menschen ein beruhigendes Gefühl aus, weswegen ASMR gerne zur Entspannung verwendet wird.
Trigger sind jedoch nicht gleich Trigger! Denn was für die eine Person gut funktioniert, führt dazu, dass die andere Person sich die Ohren zuhält. Nichtsdestotrotz haben wir eine Auflistung aus den beliebtesten akustischen Reizen zusammengestellt, die häufig in ASMR-Videos verwendet werden:
- Flüstern: So kann eine Geschichte mit besonders hohem Gänsehautfaktor erzählt werden.
- Klopfen: Mit den Fingerkuppen oder den Nägeln werden Gegenstände in verschiedenen Rhythmen „abgeklopft“.
- Bürsten: Hier geht es rund um die Haarbürste – sei es das Geräusch vom Haare kämmen oder dem Antippen der Borsten.
- Geräusche mit dem Mund: Sehr beliebt sind Schmatzgeräusche aber auch das Schnalzen mit der Zunge.
- Rascheln: Verschiedene Verpackungsmaterialen kommen zum Einsatz, um Knister-Geräusche zu erzeugen.
Diese Liste könnte endlos erweitert werden. Daher sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie keines der genannten Geräusche als ansprechend empfinden. Man kann nicht voraussetzen auf jeden Trigger reagieren zu können. Vergleichbar mit dem persönlichen Musikgeschmack, ist man für manche Reize einfach nicht empfänglich. Wichtig ist es also zu ergründen, welche Reize die wohligen und beruhigenden „Tingles“ in einem auslösen.
Warum ist ASMR so beliebt?
ASMR ist vor allem wegen der entspannenden Wirkung so beliebt! Ob als kleines Helferlein zum Einschlafen oder als Stressbewältiger nach einem turbulenten Arbeitstag: Die Geräusche und Inhalte aus den ASMR-Videos sind für viele Menschen beruhigend – doch woher kommt das? Eine 2018 veröffentlichte Studie einer britischen Forschergruppe untersuchte genau das! Darunter fielen ein umfangreiches Online-Experiment und eine Laborstudie, die sich mit der emotionalen und körperlichen Reaktion auf ASMR beschäftigten. Beide Forschungsergebnisse bestätigten, dass sich ASMR tatsächlich angenehm auf das Wohlbefinden auswirkt, wenn Menschen auch wirklich dafür empfänglich sind. Die Laborstudie wies sogar weit interessantere Resultate auf: ASMR soll mit reduzierter Herzfrequenz und erhöhten Hautleitwerten verbunden sein.
Alles in allem deutet die Studie also darauf hin, dass ASMR uns körperlich und emotional wirklich guttun kann! Hinter dem Online-Hype könnten sich also wirkliche gesundheitliche Vorteile verstecken.
So gelingt ASMR zur Entspannung
Sollten Sie bisher ein ASMR-Muffel gewesen sein oder noch nicht den richtigen Trigger gefunden haben, sind Sie nicht allein! Viele Menschen empfinden das leise Flüstern oder das gewollt inszenierte Schmatzen als ungemütlich. Allerdings sind die Themenwelten bei ASMR um einiges weitläufiger, sodass so ziemlich jede Person auch auf ihre Kosten kommen kann. Im Folgenden haben wir einen kleinen Leitfaden als Einstieg in die ASMR-Welt zusammengestellt:
- Im besten Fall haben Sie bereits alle wichtigen Aufgaben des Tages erledigt und tragen keinen Stress und emotionales Gepäck mit sich.
- Begeben Sie sich an einen vertrauten Rückzugsort. Das könnte ein kuscheliges Sofa, aber auch eine ungestörte Bank in Ihrem Lieblingspark sein. Das Wichtigste ist, dass Sie sich wohl fühlen und sich vollkommen auf das ASMR-Erlebnis einlassen können, denn nur so kann es auch zu einem Erfolg werden.
- Verstärken Sie Ihre auditive Wahrnehmung, indem Sie Kopfhörer aufsetzen. Im besten Fall blenden die Kopfhörer alle Umgebungsgeräusche aus. So setzen Sie dem Hörerlebnis die Krone auf.
- Schauen Sie sich auf den gängigen Plattformen wie YouTube oder auch diversen Streamingdiensten nach ASMR-Videos um. Der Audio-Streaming-Dienst Spotify hat beispielsweise einige Playlists mit bestimmten ASMR-Triggern zusammengestellt. Probieren Sie sich einfach aus und schauen, was Ihnen die gewollten Tingels beschert.
Falls Sie selbst beim Tragen von Kopfhörern die Lautstärke aufdrehen müssen, kann ein verändertes Hörverstehen die Ursache sein. Sobald Sie dies merken, ist es umgehend an der Zeit einen Hörakustiker oder HNO-Arzt in Ihrer Nähe aufzusuchen, der Ihr Gehör testen kann. Ein Hörverlust stellt sich meist schleichend ein und wird leider oft zu spät gemerkt. Unser Gehör ist einer unserer wichtigsten Sinne, weswegen Sie es auch regelmäßig prüfen lassen sollten!
ASMR kann sich entspannend und stimmungsaufhellend auswirken, muss es jedoch nicht! Haben Sie einmal die richtigen Klänge nach Ihrem Geschmack gefunden, steht einer Auszeit nichts im Wege. Falls Sie allerdings feststellen mussten, dass ASMR Ihnen nichts taugt, ist das jedoch auch nicht das Ende der Welt! Es gibt eine Vielzahl an alternativen Entspannungsmethoden, die Sie ausprobieren können.