Mit Kindern über Hörverlust sprechen
Die lieben Kleinen werden langsam größer, erkunden die Umwelt – und wollen Antworten auf ihre Fragen. Eine Kinderstimme ist für Menschen mit Hörminderung jedoch oft nur schwer zu verstehen. Was können Sie tun? Und was können die Kinder tun, damit Sie trotz Schwerhörigkeit ein offenes Ohr und Antworten für ihre Entdeckungen haben?
Für Großeltern ist die Zeit, die sie mit ihren Enkeln verbringen, besonders wertvoll. Das Lieblingsessen wird vorbereitet, der Süßigkeitenvorrat aufgefüllt und Ideen für gemeinsame Aktivitäten entwickelt, wenn die Kleinen zu Besuch kommen. Doch Kinderstimmen sind nicht nur hoch, sie haben auch wenig Kraft. Für Schwerhörige mit einem klassischen Hochtonverlust ist diese Kombination besonders schwer zu verstehen.
Nicht nur die Großeltern leiden, wenn der für sie wichtige Kontakt zu den Enkeln aufgrund einer Hörminderung erschwert wird – auch die Kinder wünschen sich einen regen Austausch mit Oma und Opa. Damit fröhlichen Unterhaltungen nichts mehr im Wege steht, hat Jana Verheyen, Audio-Coach und selbst Hörgeräte-Trägerin, folgende Tipps:
„Was ist das da in deinem Ohr, Oma?“
Kinder haben keinerlei Berührungsängste: Sie bestaunen Hörgeräte, lassen sie sich interessiert erklären – und wenden sich dann Spannenderem zu. Wer jedoch Hörgeräte-Träger ist, sollte sich eingehender mit ihnen befassen. Denn um das optimale Sprachverstehen zu erreichen, ist der Hörakustiker auf ein möglichst detailliertes Feedback angewiesen.
Gehen Sie dafür aktiv hinhörend mit Ihren Hörsystemen durch den Alltag, unterhalten Sie sich viel – auch mit den Enkeln – und berichten Sie Ihrem Akustiker, was Sie besser verstanden haben als vorher und mit welchen Wörtern oder Buchstaben Sie weiterhin Schwierigkeiten haben. Das Gehirn gewöhnt sich mit der Zeit an die zu Anfang manchmal unangenehme Lautstärke. Vorausgesetzt, es wird fleißig geübt – zum Beispiel mit den Enkeln.
„Oma? – Wann gehen wir in den Zoo?“
Dabei kann jedoch kein Hörgerät das menschliche Ohr vollständig ersetzen. Wenn Oma und Opa also nicht mehr gut hören und auch die Technik an ihre Grenzen stößt, sollte das offen angesprochen werden. Sobald die Enkelkinder wissen, was genau sie zu einer gelungenen Unterhaltung beitragen können, ist das Umsetzen oft kein Problem. Sie erkennen schnell, dass sie hilfreiche Antworten nur dann erhalten, wenn Oma und Opa sie verstanden haben. Die folgenden drei Punkte können Ihnen dabei helfen:
- Anders als gut Hörende müssen Schwerhörige ihre Aufmerksamkeit auf den Sprecher richten, um ihn zu verstehen. Wenn die Kinder also vorab Ihren Namen rufen und abwarten, bis Sie „ganz Ohr“ sind, hilft das sehr.
- Kinder gucken oft hin, worüber sie reden. Erklären Sie Ihnen, dass sie Sie stattdessen direkt angucken sollen. Dann geht akustisch weniger verloren.
- Kinder können zwar nicht gut laut sprechen, aber sie können durchaus deutlich sprechen. Bitten Sie sie, bewusster auf die Aussprache zu achten.
Viele Kinder können sich erstaunlich gut auf diese Anforderungen einstellen – ab und an benötigen sie allerdings eine Erinnerung. Vor allem aber freuen sie sich über den Austausch mit ihren Großeltern!
Jana Verheyen berät und coacht Schwerhörige in Hamburg. Um auch bundesweit Schwerhörige darin zu unterstützen, sich mit ihrer Hör-Situation aktiv auseinanderzusetzen, hat sie ein ganzheitliches Hörtraining entwickelt. Mehr dazu erfahren Sie hier.