Profisportler Yannick Hanfmann
Der Name von Yannick Hanfmann steht bereits seit 2008 auf der Weltrangliste, seit 2017 ist er Tennisprofi – und das mit Erfolg. Dass er von Geburt an schwerhörig ist, wissen nur die wenigsten.
Schwerhörigkeit und Sport sowie sportliche Erfolge sind auch im Profitennis keine Gegensätze – im Gegenteil. Hörgeräte und ein offener Umgang mit Schwerhörigkeit begleiten Yannik Hoffmann auf seinem Erfolgsweg. Im Mai 2021 war er schon einmal 92. der Weltrangliste. Dann warfen ihn Verletzungen und eine Corona-Infektion etwas zurück. Aktuell liegt Yannick Hanfmann einige Plätze weiter hinten. Sein Weg nach oben war nicht immer einfach und er musste so einige Hindernisse aus dem Weg räumen – seine Schwerhörigkeit beeinträchtigte ihn dabei jedoch nicht.
Tennisprofi auf Umwegen
Der mittlerweile 31-jährige Hanfmann wuchs in Karlsruhe auf. Sein Vater ist Hausarzt, seine Mutter Lehrerin. Direkt nach seinem Abitur reichte es noch nicht für den Durchbruch im Profitennis. Als Yannick Hanfmann feststellte, dass sein Tennis für die ATP Tour noch nicht gut genug war, ging er erstmal in die USA. Dort studierte er an der University of Southern California „International Relations“ und machte einen Bachelor-Abschluss. Parallel spielte er von 2012 bis 2015 am NCAA College Tennis, bis er Profi wurde.
2014 und 2015 war er in der 2. Tennis-Bundesliga aktiv, 2016 und 2017 dann in der ersten Bundesliga. 2017 feierte er schließlich seine ersten beiden ATP-Siege und debütierte für die deutsche Davis-Cup-Mannschaft. Seitdem ist er kontinuierlich auf der Tour unterwegs. Er spielte in der zweiten Runde der Australien Open 2022 sogar gegen Tennis-Legende Raphael Nadal und beim ATP-Sandplatz-Turnier in Santiago im Februar 2022 konnte er sich sogar gegen die Nummer fünf der Weltrangliste – Federico Coria – durchsetzen und erreichte das Viertelfinale.
Offener Umgang mit Schwerhörigkeit
Seine Schwerhörigkeit basiert auf einem verwachsenen Knochen im Ohr, den er von seinem Vater geerbt hat. Yannik Hanfmann lebt also von Geburt an mit seiner Hörminderung und trug in der Schule Hörgeräte, auf dem Tenniscourt zunächst jedoch nicht.
Häufige Arten der Schwerhörigkeit
- Schallempfindungsschwerhörigkeit: Hierbei handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit, bei der Teile des Innenohrs geschädigt sind und ihre Funktion beeinträchtigt. Die Schallsignale werden vom Außenohr empfangen, aber verändert empfunden. Das liegt daran, dass insbesondere die hohen Töne verloren gehen. Die Betroffenen nehmen ihr Umfeld dumpfer wahr und verstehen ihre Mitmenschen akustisch nicht mehr so gut. Eine häufige Form ist übrigens die Lärmschwerhörigkeit. Sie entsteht durch eine lärmbedingte Zerstörung bzw. Beschädigung der Haarzellen im Innenohr. Auch die Altersschwerhörigkeit ist eine Schallempfindungsschwerhörigkeit, die ab dem mittleren Lebensalter beginnt und schleichend fortschreitet.
- Schallleitungsschwerhörigkeit: Der über das Trommelfell ankommende Schall wird nicht richtig an das Innenohr weitergeleitet. Dadurch werden die Schallsignale leiser gehört, die Qualität beispielweise die Verständlichkeit gesprochener Worte bleibt nahezu gleich.
- Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit: Die eingehenden Tonsignale werden vom Ohr zwar korrekt aufgenommen und vom Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet, dort werden die Signale aber nicht richtig identifiziert und interpretiert. Der Betroffene hört zwar Töne, kann sie aber nicht zuordnen. Man spricht auch von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung.
Geräuschvolles Tennis dank moderner Hörsysteme
Als er moderne Hörgeräte bekam, änderte sich das jedoch schnell. So stellte Yannik Hanfmann fest, wie geräuschvoll es auf dem Tenniscourt ist. Der schwerhörige Tennisspieler trägt seine Hörsysteme mittlerweile längst permanent und will sie auch auf dem Tennisplatz auf gar keinen Fall mehr missen, denn sie bringen eine Reihe von Vorteilen mit sich: „Die Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass ich mich nicht mehr auf verschiedene Situationen einzustellen brauche, weil die Geräte alle Möglichkeiten selbst steuern, ohne dass ich mich darum kümmern muss“, erzählt Hanfmann. Solche hinterlegten Hörprogramme erkennen bestimmte Geräuschsituation, wie für Yannik auf dem Tennisplatz oder Hören in lauter Umgebung und passen sich automatisch an.
Hörminderung so schnell wie möglich versorgen
Wie dem Tennisprofi geht es vielen Schwerhörigen, wenn sie mit modernen Hörsystemen versorgt sind. Denn Hörgeräte unterstützen nicht nur dabei, uneingeschränkt mit anderen in Kontakt zu stehen. Ob Telefonieren, Musik hören oder auch die Teilnahme am Straßenverkehr – was mit einer Hörminderung zu einer unlösbaren Herausforderung werden kann, ist mit modernen Hörsystemen problemlos möglich. Und je früher eine Hörminderung versorgt wird, umso besser lassen sich auch gesundheitliche Folgen vermeiden.
Denn beispielsweise die ständige Anstrengung, trotz Schwerhörigkeit hören zu wollen, führt zu Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Stress. Studien legen nahe, dass eine unbehandelte Schwerhörigkeit das Risiko einer Depression erhöht. Darüber hinaus können auch die Gefahren von Sturzunfällen, Invalidität und einem beschleunigten kognitiven Verfall mit zunehmendem Hörverlust steigen, wenn dieser nicht durch Hörgeräte ausgeglichen wird.
Falls Sie merken, dass Sie schlecht hören, sollten Sie daher einen Hörtest beim HNO-Arzt machen. Sorgen Sie für eine frühzeitige und ständige Versorgung mit Hörgeräten.
Während sich der schwerhörige Tennisprofi Hanfmann außer auf seine Ohren sehr stark auf seine Augen verlassen kann, setzen blinde Biathleten ausschließlich auf ihr Gehör. So kommen sie nicht nur sicher durch die Loipe, sondern sind auch besonders zielsicher, wenn sie den richtigen Ton treffen. Wie das funktioniert, lesen Sie in unserem Beitrag „Der richtige Ton macht den Treffer“.
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