Kommunizieren wie die Elefanten
Wussten Sie, dass wir nicht nur über das Trommelfell, sondern auch über unseren Schädelknochen hören?
Auf einen Blick
- Wie Elefanten kilometerweit durch Knochenleitung hören
- Was hilft bei Schallleitungsschwerhörigkeit?
- Knochenleitung – eine faszinierende Technologie für Sportler, Taucher und Soldaten
Nicht nur das Trommelfell, auch Knochen können Schall übertragen und weiterleiten. Vielen ist bekannt, wie das Hören funktioniert: Die Schallwellen werden von unseren Ohren aufgefangen, kommen in den Gehörgang und versetzen das Trommelfell und die drei Gehörknöchelchen im Mittelohr in Schwingungen. Dann treffen sie auf die Gehörschnecke, die Cochlea. Hier sitzen sogenannte Rezeptoren, die auch als Haarzellen bezeichnet werden. Sie nehmen die Wellenbewegungen auf und übersetzen sie in elektrische Impulse, die der Hörnerv an das Gehirn weiter leitet.
Aber es gibt noch eine weitere Art des Hörens: Schallwellen gelangen nicht nur über unser Ohr zur Cochlea, sondern auch durch Knochenleitung. Deshalb können wir mit dem Schädelknochen hören. Genau das nutzen Elefanten, Taucher oder Soldaten – und viele Schwerhörige.
Wie hören Elefanten mit Füßen und Knochen?
Um wichtige Warn- und Paarungssignale von Artgenossen kilometerweit zu übertragen, stampfen Elefanten mit den Füßen. Diese Vibrationen wandern durch den Boden, bevor sie über die Beine und Knochen bis in seine Cochlea gelangen. Ein gutes Beispiel für Hören durch Knochenleitung. Die Elefantenbullen können die Schwingungen eines Weibchens so über mehrere Kilometer hinweg empfangen.
Was hilft, wenn das Außen- oder Mittelohr geschädigt ist?
Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit wird der über das Trommelfell ankommende Schall vom Mittelohr nicht richtig an das Innenohr weitergeleitet. Mit Knochenleitungshörsysteme oder -implantaten lassen sich Vibration direkt ins Innenohr übertragen. Die Patienten hören durch Knochenleitung, wenn das Innenohr intakt ist, das Außen- und/oder Mittelohr jedoch keine Schallübertragung zulassen. Sie werden nicht hinter dem Ohr oder im Ohr, sondern auf dem Schädelknochen getragen. Für Kinder mit kombiniertem Hörverlust, Schallleitungsschwerhörigkeit sowie einseitiger Taubheit ist das Hören mit der Knochenleitung die einzige, natürliche Alternative zur Operation. Voll digitale Knochenleitungshörsystem ermöglichen ihnen den Zugang in die Welt des Hörens auf einfache Art und Weise. Die leichten Hörsysteme werden einfach mit einem Stirnband am Kopf getragen, das in verschiedenen Farben und Ausführungen erhältlich ist. Andere Knochenleitungs-Hörsysteme für Kinder werden am Kopf angeklebt.
Bei starker Schallleitungsschwerhörigkeit kann ein Knochenleitungsimplantat helfen. Der spätere Hörerfolg wird zunächst mit Knochenleitungshörsystemen oder einem Teststab, der zwischen die Zähne geklemmt wird, überprüft. Da knochenverankerte Hörimplantate bereits über 30 Jahre erprobt sind, kommen Komplikationen selten vor. Viele Betroffene sind sehr positiv überrascht, wie gut sie wieder hören oder an Unterhaltungen teilnehmen können.
Schon Beethoven hörte durch Knochenleitung
Auch der hochgradig schwerhörige Beethoven nutzte das Schädelknochen Hören. Er nahm einen an seinem Flügel befestigter Holzstab zwischen seine Zähne. Die Schwingungen des Klaviers wanderten über den Stab, die Zähne und den Schädelknochen bis zu seiner Cochlea. Auf diese Art und Weise konnte er noch genug hören, um weiterhin zu komponieren. Allerdings schritt sein Hörverlust schnell weiter fort. Moderne Knochenleitungshörgeräte oder ein Implantat hätten ihm jedoch geholfen.
Hören durch Knochenleitung – eine Technologie für Sportler, Taucher und Soldaten
Soldaten nutzen Knochenleitungskopfhörer, um militärische Befehle zu empfangen. So können sie wichtige Informationen bekommen und gleichzeitig auch entscheidende Umgebungsgeräusche wie Kampfhandlungen hören. Diese Kopfhörer, die Schallwellen auf die Haut hinter dem Ohr übertragen, gibt es mittlerweile auch für Läufer, Radfahrer oder andere Sportler.
Statt mühsam mit Handzeichen zu kommunizieren, können auch Taucher über Schädelknochen hören. Dazu wird ein Gerät an die Taucherbrille angebracht, das gegen den Schädel drückt. Spricht der Taucher, nimmt ein Mikrofon die Schwingungen des Knochens auf und wandelt sie in Ultraschallschwingungen um. Diese Schwingungen werden durch das Wasser an den Empfänger des Tauchpartners gesendet, wo sie wiederum in Vibrationen umgewandelt werden und über den Schädelknochen zur Cochlea gelangen.
Gute Hören, entscheidend in jedem Alter
Knochenleitungsimplantate oder -Hörgeräte eignen sich für jedes Alter. Für Kinder bringt ein einfaches Stirnband sehr gute Hörerfolge, später ist – auch in noch sehr jungen Jahren – eine Implantation möglich. So wird durch Hören mit dem Schädelknochen ein Lern- und Entwicklungsprozess wie er bei normalhörenden Kindern möglich. Und auch im Alter sind keine Grenzen gesetzt. Im Gegenteil: Die Erfahrungen zeigen, dass ältere Patienten vom Hören durch Knochenleitung deutlich profitieren.
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