Das sind die Vor- und Nachteile eines ABI
Menschen, die aufgrund eines beidseitigen funktionslosen Hörnervs unter Taubheit leiden, können mit einem Hirnstammimplantat wieder hören.
Auf einen Blick
- Die Vorteile eines Hirnstammimplantats
- Nebenwirkungen einer ABI-Implantation
- Risiken eines Hirnstammimplantats
Auditorische Hirnstammimplantate, oder auch Auditory Brainstem Implant (ABI) genannt, ermöglichen es Menschen, die aufgrund eines beidseitigen funktionslosen Hörnervs unter Taubheit leiden, wieder zu hören. Im Gegensatz zum Cochlea-Implantat (CI) wird die Stimulationselektrode bei einem ABI nicht im Innenohr platziert, sondern an den akustisch relevanten Arealen des Hirnstamms. Die Vorteile eines Hirnstammimplantats liegen auf der Hand: Denn so können auch Menschen mit einem geschädigten Hörnerv, oder wenn dieser überhaupt nicht vorhanden ist, wieder Geräusche wahrnehmen und Sprache verstehen.
Für wen eignet sich ein Hirnstammimplantat?
Ursprünglich wurde das Hirnstammimplantat für Erwachsene entwickelt, die unter der seltenen Erbkrankheit Neurofibromatose Typ 2 leiden. Dabei wachsen gutartige Tumoren im zentralen Nervensystem. Die Wucherungen am Hörnerv verursachen oftmals eine Hörminderung. Darüber hinaus besteht bei der Operation zur Entfernung der Tumoren vom Hörnerv immer die Gefahr, dass eine Durchtrennung oder Beschädigung der Hörnerven erfolgt, so dass keine akustischen Signale mehr weitergeleitet werden können. Die Verbindung zwischen der Cochlea und dem Gehirn ist dann nicht mehr vorhanden. Daher setzt man nach dieser Operation in der Regel ein Hirnstammimplantat ein.
Heute wird ein Hirnstammimplantat auch für Kinder und Erwachsene genutzt, deren Hörnerv oder Innenohr fehlgebildet ist oder aus anderen Gründen nicht funktioniert. Es kann eine Alternative für Patienten sein, die kein Cochlea-Implantat nutzen können.
Hirnstammimplantat Vorteile nutzen dank intensivem Hörtraining
Um die Vorteile eines Hirnstammimplantats ausschöpfen zu können, ist nach der Implantation des ABI ein intensives Hörtraining notwendig. Dabei lernen Sie die unterschiedlichen Geräusche zu interpretieren und Sprache richtig zu verstehen.
Dadurch sind nach einem intensiven Hörtraining schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Patienten mit einem ABI in der Lage, einzelne Sätze frei zu verstehen. Es gibt jedoch noch mehr Vorteile von Hirnstammimplantaten: Ertaubte erwachsene Patienten profitieren von einem Hirnstammimplantat, denn es unterstützt insbesondere das Lippenablesen. Weitere Vorteile sind beispielsweise die Wahrnehmung von Alltagsgeräuschen wie Türklingeln oder vorbeifahrenden Autos.
Auch wenn das Sprachverständnis mit einem ABI zunächst sehr eingeschränkt ist, lässt es sich über die Jahre durchaus mit einem umfassenden Hörtraining weiter verbessern.
Wie funktioniert das Hirnstammimplantat?
Das Hirnstammimplantat ist direkt mit dem Hirnstamm verbunden und umgeht das Innenohr sowie den geschädigten Hörnerv. Es stimuliert die für die Hörwahrnehmung wichtigen Regionen im Gehirn und erzeugt dadurch Höreindrücke.
Risiken einer Hirnstammimplantat-Operation
Bei jeder Operation, auch bei der ABI-Implantation gibt es Risiken. Der operative Eingriff, bei dem die Empfängerspule und die Kabelzuleitung mit der Stimulationselektrode und ihren einzelnen Knopfelektroden eingesetzt wird, unterscheidet sich eigentlich nicht von der Operation eines CI.
Die Implantation der Elektrode an den Hirnstamm kann problematisch sein, weil sich im Hirnstamm lebenswichtige Nervenzellen für die Regulation der Atmung sowie des Herzens und des Blutkreislaufes befinden. Außerdem haben neben dem Hörnerv acht weitere Hirnnerven mit wichtigen Funktionen für Augenbewegung, Gleichgewicht, Bewegung und Gefühl im Gesicht, Schlucken, Geschmack, Tränensekretion, Stimmbildung, Schulter-, Kopf- und Zungenbewegungen ihren Ursprung im Hirnstamm. Gleichzeitig ziehen alle Nervenbahnen vom und zum Groß- und Kleinhirn durch den Hirnstamm hindurch.
Nebenwirkungen eines ABI
Mögliche Nebeneffekte eines Hirnstammimplantats können sein: Schwindel, Muskelzuckungen im Gesicht oder anderen Körperteilen, Schluckreiz, Kribbeln im Hals. So kann es sein, dass durch Veränderungen im Bereich des Hirnstammes einige Elektroden erst nach einiger Zeit Nebenwirkungen hervorrufen.
Außerdem ist es möglich – wie bei jeder Operation – dass es zu Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen kann. Diese sind allerdings eher selten, seit die Signale des Audioprozessors von einem Sender auf der Haut zu einem Empfänger unter der Haut ohne eine Kabelverbindung übertragen werden.
Wie die Hirnstammimplantat-Operation verläuft, erfahren Sie in unserem Artikel über die Hirnstammimplantat-Operation