So verläuft eine Implantation eines Hirnstammimplantats
Im Rahmen der Implantation eines auditorischen Hirnstammimplantats (ABI) platziert ein Team aus HNO– und Neurochirurgen eine Elektrode am Hirnstamm.
Auf einen Blick
- Durchführung einer ABI-Implantation
- Hörtraining nach der Hirnstammimplantat-Operation
- So funktioniert ein Auditory Brainstem Implant (ABI)
Die ABI-Implantation (ABI = Auditory Brainstem Implant oder auditorisches Hirnstammimplantat) wird von einem interdisziplinären Team aus HNO– und Neurochirurgen in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt. Zuvor erfolgt eine umfassende Voruntersuchung. Vom individuellen Fall abhängig werden vor der Hirnstammimplantat-Operation – wenn es sich um NF2-Patienten handelt – noch Tumoren entfernt und anschließend das Funktionssystem mit einer entsprechenden Diagnostik überprüft. Ist hier kein Funktionsverlust zu verzeichnen, steht einer Hirnstammimplantat-OP nichts im Wege. NF2, Neurofibromatose Typ 2, ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die Tumoren des gesamten Nervensystems verursacht. Ursprünglich wurde das Hirnstammimplantat für diese Patienten entwickelt, heute hilft es auch bei anderen Störungen im unteren Hörbahnbereich.
Durchführung einer ABI-Implantation
Der operative Eingriff, um die Empfängerspule und die Kabelzuleitung mit der Elektrode eines ABI einzusetzen, unterscheidet sich eigentlich nicht wesentlich von der Operation eines CI. Bei der ABI-Implantation wird die Elektrode am Hirnstamm platziert. Diese Stimulationselektrode besteht aus einzelnen Knopfelektroden.
Der Zugang erfolgt entweder direkt durch das Innenohr oder durch die hintere Schädelgrube. Diese zwei Operationszugänge sind gleichwertig, die Entscheidung hängt immer von den anatomischen Gegebenheiten ab oder von den notwendigen Maßnahmen, die zur Entfernung von möglicherweise vorhandenen Tumoren notwendig sind. Durch ein elektrophysiologisches Monitoring stellt der Neurochirurg sicher, dass die Elektrode richtig positioniert ist und später möglichst viele Höreindrücke ohne Nebeneffekte erzeugen kann. Die Elektrode wird in einen natürlichen, mit Hirnwasser gefüllten Spaltraum eingelegt. Deshalb ist die Komplikationsrate gegenüber anderen Operationen im Schädel eher gering. Mögliche Nebeneffekte eines Hirnstammimplantats können sein: Schwindel, Muskelzuckungen im Gesicht oder anderen Körperteilen, Schluckreiz, Kribbeln im Hals. Es ist möglich, dass durch Veränderungen im Bereich des Hirnstammes einige Knopfelektroden erst nach einiger Zeit Nebenwirkungen hervorrufen. Außerdem kann es – wie bei jeder Operation – zu Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen.
Bereits während der ABI Implantation können die Ärzte durch Reizung über die Elektrode elektrische Wellen ableiten, die in der Hörbahn entstehen. Damit weiß das Operationsteam schon während des Eingriffs, ob der Patient später einen Höreindruck haben wird.
Hörtraining nach der Hirnstammimplantat-Operation
Die Wundheilung dauert etwa zwölf Tage, danach erfolgt der erste Funktionstest durch die Stimulierung einiger Elektroden. Anschließend ist ein intensives Hörtraining notwendig, um zu lernen, die unterschiedlichen Geräusche zu interpretieren und Sprache richtig zu verstehen.
Schätzungsweise sind etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit einem Hirnstammimplantat in der Lage, einzelne Sätze frei zu verstehen. Dennoch profitieren die ertaubten erwachsenen Patienten vom Hören mit einem auditorischen Hirnstammimplantat, denn es wird insbesondere durch Lippenablesen unterstützt. Zudem ist die Wahrnehmung von Alltagsgeräuschen wie Türklingeln oder vorbeifahrenden Autos ebenfalls sehr hilfreich.
Das eingeschränkte Sprachverständnis lässt sich mit einem umfassenden Hörtraining über Jahre hinaus durchaus noch weiter verbessern.
Wie funktioniert das ABI?
Das Hirnstammimplantat ist direkt mit dem Hirnstamm verbunden und umgeht das Innenohr sowie den geschädigten Hörnerv. Es stimuliert die für die Hörwahrnehmung wichtigen Regionen im Gehirn und erzeugt dadurch Höreindrücke.
Einen Überblick der verschiedenen Implantat-Lösungen erhalten Sie in unserem Beitrag „Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen“.