Wie funktioniert ein Hirnstammimplantat?
Hirnstammimplantate, auch Auditory Brainstem Implant (=ABI) genannt, ermöglichen es Menschen, die aufgrund eines beidseitigen funktionslosen Hörnervs unter Taubheit leiden, wieder zu hören. Aber wie funktioniert ein Hirnstammimplantat?
Auf einen Blick
- Wie ist ein auditorisches Hirnstammimplantat aufgebaut?
- Wie funktioniert ein Hirnstammimplantat?
- Für wen ist ein ABI geeignet?
Ein Hirnstammimplantat ist ein kleines elektronisches Gerät. Es stimuliert direkt die Hörbahn im Hirnstamm. Es handelt sich dabei um eine medizinische Hörprothese. Sind Menschen aufgrund eines fehlgebildeten oder fehlenden Hörnervs schwerhörig, ist es möglich, mit einem ABI akustische Eindrücke zu erzeugen. Wie funktioniert ein Hirnstammimplantat? Bei einem auditorischen Hirnstammimplantat wird die Stimulationselektrode nicht im Innenohr (Cochlea) platziert, sondern an den akustisch relevanten Arealen des Hirnstamms. Erfahrungen mit einem Hirnstammimplantat zeigen, dass sich so das Hörvermögen wiederherstellen lässt.
Aufbau eines auditorischen Hirnstammimplantats
Ein ABI besteht aus drei Komponenten:
- Audioprozessor: Dieser wird auch Soundprozessor genannt. Er sitzt hinter dem Ohr oder frei vom Ohr und ist mit einem Mikrofon versehen, um den Schall aufzufangen. Der Prozessor wandelt den Schall in elektrische Impulse um.
- Implantat: Wird direkt hinter dem Ohr unter die Haut gesetzt. Es leitet die durch den Audioprozessor generierten Impulse über die Elektroden an den Hirnstamm weiter.
- Elektroden: Diese sind Bestandteil des Implantats und werden direkt im Hirnstamm platziert. Sie stimulieren die unterschiedlichen Regionen anhand elektrischer Impulse.
Wie funktioniert ein Hirnstammimplantat?
Die Funktion des Hirnstammimplantats ist ähnlich wie die eines Cochlea-Implantats. Während bei einem CI der Hörnerv stimuliert wird, regt das ABI direkt einen Teil des Hirnstamms an. Es umgeht so das Innenohr und den geschädigten Hörnerv. Im Gegensatz zum Cochlea-Implantat sitzt die Stimulationselektrode nicht im Innenohr, sondern wird am Hirnstamm positioniert. Der Audioprozessor des ABI wird, wie beim Cochlea-Implantat, meist hinter dem Ohr getragen.
Der Schalldruck – also Geräusche, Töne und die gesprochene Sprache – wird mit Hilfe des Audioprozessors in elektrische Signale umgewandelt. Das Implantat empfängt diese Signale, die über die Elektroden weitergeleitet werden. So werden winzige Ströme in den Hörnervenkern am Stammhirn übertragen, die Hörinformationen gelangen an unser Großhirn und werden dort zu Höreindrücken verarbeitet.
Für wen eignet sich ein Hirnstammimplantat?
Ursprünglich wurde das Hirnstammimplantat für Erwachsene entwickelt, die unter der seltenen Erbkrankheit Neurofibromatose Typ 2 leiden. Dabei wachsen gutartige Tumoren im zentralen Nervensystem. Die Wucherungen am Hörnerv verursachen oftmals eine Hörminderung. Darüber hinaus besteht bei der Operation zur Entfernung der Tumoren vom Hörnerv immer die Gefahr, dass eine Durchtrennung oder Beschädigung der Hörnerven erfolgt, so dass keine akustischen Signale mehr weitergeleitet werden können. Die Verbindung zwischen der Cochlea und dem Gehirn ist dann nicht mehr vorhanden. Daher setzt man nach dieser Operation in der Regel ein Hirnstammimplantat ein.
Darüber hinaus werden heutzutage auch bei Kindern und Erwachsenen Hirnstammimplantate eingesetzt, deren Hörnerv oder Innenohr eine Fehlbildung aufweist oder aus anderen Gründen nicht mehr funktioniert. Beispiele dafür sind: eine komplett verknöcherte Cochlea nach Meningitis, Otosklerose, Hörnervenaplasie oder eine posttraumatische Verletzung des Hörnervs. Erfahrungen mit Hirnstammimplantaten zeigen, dass ein ABI zudem eine Alternative für Menschen darstellt, für die ein Cochlea-Implantat nicht in Frage kommt.
Für Menschen, die unter zentraler Taubheit mit Funktionsstörungen im Bereich der zentralen Hörbahnen, schweren Allgemeinerkrankungen oder einer schlechten Prognose aufgrund einer Grunderkrankung leiden, ist das Hirnstammimplantat jedoch nicht geeignet.
Einen Überblick der verschiedenen Implantat-Lösungen erhalten Sie in unserem Beitrag „Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen“.