Volkskrankheit Depression – Hörsysteme können vorbeugen
Depression gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Auslöser kann auch eine unbehandelte Schwerhörigkeit sein.
Auf einen Blick
- Ursachen und Risikofaktoren für Depressionen
- Typische Merkmale einer Depression
- Anfang Oktober: Tag der Depression und Tag der Älteren Menschen
- Unbehandelte Schwerhörigkeit verursacht psychische Probleme
Fast 20 Prozent der Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung (Dysthymie), so die Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Zum Europäischen Depressionstag am 4. Oktober, den die European Depression Association (EDA) initiiert, informieren wir über diese zweithäufigste Volkskrankheit und den Zusammenhang zwischen Depression sowie unbehandelter Schwerhörigkeit.
Ursachen und Risikofaktoren für Depression
Wie Depressionen genau entstehen, ist bisher nicht bekannt. Besonders Frauen und Menschen unter 70 Jahren haben ein höheres Risiko an Depression zu erkranken.
Diese Faktoren können die Krankheit begünstigen:
- ein erblich bedingtes erhöhtes Risiko, weil die Erkrankung auch schon bei Familienmitgliedern häufiger aufgetreten ist.
- belastende Erlebnisse, zum Beispiel Missbrauch oder Vernachlässigung, aber auch schmerzhafte Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
- chronische Angststörungen in der Kindheit und Jugend, verbunden mit mangelndem Selbstvertrauen und Unsicherheit.
- unbehandelte Schwerhörigkeit: Oft nicht bekannt ist, dass es zu Depressionen kommen kann, wenn die Hörfähigkeit abnimmt.
- biochemische Veränderungen: Man hat festgestellt, dass bei einer Depression der Stoffwechsel im Gehirn verändert ist und Nervenreize langsamer übertragen werden. Auch bestimmte Botenstoffe und hormonelle Veränderungen können eine Rolle spielen.
- körperliche Erkrankungen wie ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt, eine Krebserkrankung oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
- belastende Lebensumstände: zum Beispiel anhaltender Stress, Überforderung oder Einsamkeit.
- Lichtmangel: Manche Menschen reagieren auf den Mangel an Tageslicht in den dunklen Herbst- und Wintermonaten mit einer Depression.
Hörverlust kann zu Depressionen führen
Für Menschen mit Hörminderung, die keine Hörsysteme verwenden, ist es schwierig, mit anderen Menschen zu kommunizieren. In familiäre Situationen, in Gesellschaft oder in der Arbeit entstehen durch die unbehandelte Schwerhörigkeit oft Stress, Müdigkeit und dann, als Folge, sozialer Rückzug und Isolation. Letztere führen vermehrt zu Depressionen. Eine Studie des US-Amerikanischen National Institute on Deafness and Other Communication Disorders belegt einen starken Zusammenhang zwischen Hörverlust und Depressionen.
Nach der Selbsteinschätzung der Befragten litten nur 4,9 Prozent mit ausgezeichnetem Hörvermögen, 7,9 Prozent mit gutem Hörvermögen aber 11,4 Prozent mit einem mäßig bis stark geminderten Hörvermögen an einer Depression. Im Allgemeinen stieg die Häufigkeit von Depressionen mit dem Grad der Hörminderung, mit Ausnahme von Gehörlosen.
Die Forscher und Ärzte empfehlen, dass man bei Verdacht auf Schwerhörigkeit schnell handeln sollte und raten allen Betroffenen dazu, einen HNO-Arzt aufzusuchen und einen Hörtest durchführen zu lassen. Eine erste, schnelle Überprüfung ist auch durch einen Online-Hörtest möglich.
Typischen Merkmalen für eine Depression
Man unterscheidet zwischen diese Haupt- und Nebensymptomen.
Hauptsymptome sind:
- gedrückte Stimmung, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit
- Desinteresse und Freudlosigkeit
- Antriebsmangel und schnelle Ermüdung, oft schon nach kleinen Anstrengungen
Nebensymptome sind:
- Appetitlosigkeit
- Schlafstörungen
- Konzentrations- und Entscheidungsstörungen
- geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle
- negative und pessimistische Zukunftsgedanken
- Selbsttötungsgedanken oder -versuche
Überlassen Sie Depressive nicht ihrem Schicksal
Die Depression wird in der breiten Öffentlichkeit vor allem als psychische Reaktion auf widrige Lebensumstände angesehen und weniger als Erkrankung im medizinischen Sinne, die jeden treffen kann und Betroffene ärztliche Hilfe benötigen. Viele halten irrtümlich auch Charakterschwäche für eine Ursache. Schokolade essen und Urlaub helfen nur sehr bedingt gegen Depressionen. Viele Betroffene erkranken so schwer depressiv, dass sie von sich aus nicht mehr die Kraft aufbringen, um Hilfe zu suchen.
Dann ist es sehr wichtig, dass Angehörige ihre Unterstützung anbieten. Suchen Sie gemeinsam mit dem Patienten einen Arzt auf, der eine gründliche Untersuchung durchführt und auch verschiedene körperliche Ursachen, wie eine unbehandelte Schwerhörigkeit, überprüft. Für Menschen mit einem erhöhten Risiko für wiederholte Depressionen kommt eine schützende Langzeitbehandlung mit Medikamenten infrage, um Rückfälle zu vermeiden. Anderen hilft eine längere ambulante Psychotherapie.
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Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen, gibt es dennoch eine Möglichkeit für Menschen mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit wieder zu hören: durch das Einsetzen eines Cochlea-Implantats (CI).
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Schwerhörigkeit verursacht psychische Probleme
Für gut hörende Menschen ist es oft schwer nachvollziehbar, wie sehr sich das Leben für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung ändert. Diese psychischen Probleme können durch eine unbehandelte Schwerhörigkeit entstehen:
- Schreckhaftigkeit, Nervosität: Betroffene hören wichtige Reize aus der Umgebung, wie sich nähernde Schritte, nicht mehr. Sie erschrecken, wenn sie plötzlich laut angesprochen werden und sind ständig angespannt.
- Ängste: Schwerhörige vermeiden bewusst Situationen, in denen auffällt, dass sie schlecht hören – aus Angst, sich zu blamieren oder geistig nicht mehr fit zu wirken. Auf Treffen in größeren Runden verzichten sie deshalb und isolieren sich zunehmend.
- Gestörte emotionale und soziale Beziehungen: Nur die Worte zu hören, die jemand sagt, reicht für ein gutes Gespräch nicht aus. Denn der Tonfall transportiert jede Menge Zwischentöne, von Sarkasmus bis Mitgefühl. Wer diese nicht hört, tut sich schwerer damit, Bindungen aufrechtzuerhalten.
- Misstrauen: Schwerhörigen werden oft zunehmend misstrauisch. Sie bekommen nicht mit was geredet wird und denken, dass über sie geredet und gelacht wird.
- Depression: All diese Probleme, vor die schwerhörige Menschen gestellt werden, können in die Depression führen. Einsamkeit, Ängste und missglückte soziale Beziehungen verursachen eine Sinnkrise, aus der sich die Betroffenen ohne Hilfe nicht befreien können.
Um diese Abwärtsspirale zu verhindern, müssen Angehörige und Betroffene rechtzeitig eingreifen und mit den Betroffenen einen HNO-Arzt oder Hörakustiker aufsuchen.
Tag der älteren Menschen am 1. Oktober
Fast zeitgleich mit dem Tag der Depression findet der Tag der älteren Menschen statt. Bereits 1990 haben die Vereinten Nationen den 1. Oktober zum internationalen Tag für ältere Menschen erklärt. Sie wollen damit auf die Möglichkeiten und Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft aufmerksam machen. Denn während die Lebenserwartung steigt und die Zahl der älteren Menschen wächst, sinkt die Zahl der Jüngeren. Laut der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wird die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2035 um rund vier bis sechs Millionen auf 45,8 bis 47,4 Millionen schrumpfen.
Damit die Menschen auch im Alter eine möglichst hohe Lebensqualität genießen können, sind spezielle Maßnahmen zur Prävention und verbesserten Versorgung wichtig. Ein maßgeblicher Bestandteil eines lebenswerten Alterns ist ein gutes Gehör, um zu kommunizieren und sozial aktiv und gut vernetzt zu bleiben. Moderne Hörsysteme können unterschiedlichstes Arten und Ursachen einer Hörminderung ausgleichen und ein Leben voller Klänge ermöglichen.
Lesen Sie hier mehr über häufige gesundheitliche Folgen einer Schwerhörigkeit und wie die Einschränkungen der Lebensqualität vermeidbar sind.