Viele Perspektiven für Hörakustiker
Hörakustiker haben einen sehr abwechslungsreichen Beruf. Denn es gibt unzählige Arten der Schwerhörigkeit und ständige technische Weiterentwicklungen bei Hörgeräten.
Auf einen Blick
- Hörakustiker – ein zukunftssicherer und sehr abwechslungsreicher Beruf
- Der richtige Job für innovationsfreudige und präzise Handwerker, die viel Gespür für Menschen haben
- Checkliste: Was macht einen guten Hörakustiker aus?
- Wie wird man Hörakustiker?
Die neue Jobbörse auf dieser Website bietet Hörakustikern aktuelle Stellenangebote. Vielleicht ist genau Ihr Traumjob auch mit dabei? Hörakustiker, früher Hörgeräteakustiker genannt, sind gefragte Experten. Sie können Menschen mit einem eingeschränkten Hörvermögen zu einem großen Plus an Lebensfreude und Hörgenuss verhelfen.
Als verständnisvoller Ansprechpartner bei Hörproblemen spielen sie eine wichtige Rolle – nicht nur für Betroffene. Angesichts einer stetig wachsenden Zahl an Hörgeschädigten in Deutschland ist dieses Berufsbild sehr zukunftssicher. Gleichzeitig gestaltet sich der Beruf modern und abwechslungsreich.
Keine Schwerhörigkeit gleicht der anderen
Der Verlust des Hörvermögens kann von einer leichten Ausprägung bis hin zur Gehörlosigkeit reichen und vielfältige Ursachen im gesamten Bereich der Hörorgane haben. Für den Hörakustiker steht deshalb zunächst das Aufspüren der Art der Schwerhörigkeit im Mittelpunkt seiner Tätigkeit.
Grundlage dafür sind ein individuelles Beratungsgespräch und ein kostenloser Hörtest, also eine audiometrische Messung. Ziel des Gesprächs ist es, die persönliche Gehörsituation und die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu verstehen. Wie stellt sich sein Höralltag dar? Welche berufliche Situation müssen seine Ohren meistern? Wie sehen seine Freizeitgewohnheiten aus – etwa Freunde treffen, Fernsehen, Theater oder Sport?
Der anschließende Hörtest dauert nicht lange und gibt Aufschluss darüber, wie es um die Hörleistung steht. Hierbei sitzt man in einem speziell ausgestatteten Raum. Über Kopfhörer werden Töne vorgespielt. Anhand der Reaktionen darauf erstellt der Akustiker eine persönliche Hörkurve. Das Ergebnis des Hörtests bildet die Grundlage für die weitere intensive persönliche Beratung und Vorgehensweise.
Immer auf dem neuesten Stand der Technik
Durch die rasante technologische Weiterentwicklung bei Hörgeräten sind Hörakustiker immer auf dem neuesten Entwicklungsstand in Sachen Apps, Übertragungsstandards wie Bluetooth, Konnektivität oder Künstliche Intelligenz für Hörgeräte. Das macht diesen Job auch technisch sehr abwechslungsreich und modern. Hörakustiker sind kompetent in Sachen Elektronik. Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte daher auch ein gutes Verständnis für Mathematik und Physik mitbringen.
Heutige Hörgeräte stecken voller technischer Finessen und gleichen deshalb eher Microcomputern als klassischen Hörhilfen. Auch die Herausforderungen während des Anpassungsprozesses eines Hörgerätes werden mit Hilfe des neuesten, technischen Equipments und vorhandenem Know-how gelöst. Hierfür misst der Hörakustiker mit einer Software, was am Ohr des Kunden tatsächlich ankommt und passt die Einstellung des Hörsystems individuell auf den Kunden an. Das tatsächliche Hörvermögen wird bei regelmäßigen Kontrollen immer wieder überprüft und die Software entsprechend neu eingerichtet. Auch dieses Feintuning des Hörgeräts gehört zu den Aufgaben eines Hörakustikers.
Schon heute hat gerade die Digitaltechnik unzählige Anpassungsmöglichkeiten geschaffen, um Hörfehler individuell zu korrigieren. Die technische Entwicklung wird zukünftig weiter fortschreiten und noch optimalere Lösungen für Hörgeschädigte bieten, die Hörakustiker individuell empfehlen und anpassen.
Welche Voraussetzungen sollte ein Hörakustiker erfüllen?
Hörakustiker sind kompetent in Sachen Elektronik, Anatomie, Audiometrie und Psychologie. Handwerkliches Geschick und technisches Know-how machen den Hörakustiker zum gefragten Spezialisten im Gesundheitshandwerk und damit zum unverzichtbaren Partner für den HNO-Arzt.
Einen guten Überblick über das breite Tätigkeitsfeld gibt dieser Film auf der Website der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Als Techniker braucht der Hörakustiker viel Fingerspitzengefühl und Freude am präzisen Umgang mit technischen Geräten. Hörgeräte sind keine Einheitsprodukte, sondern werden individuell für jeden Kunden angepasst.
Dazu muss zunächst ein Ohrstück, eine sogenannte Otoplastik, angefertigt werden. Das ist ein Formpassstück, das mit Hilfe eines Acrylabgusses erstellt wird. Diesen gehärteten Acrylabguss bringt der Hörakustiker durch Bohren, Fräsen und Schleifen perfekt in Form. Dazu braucht er neben handwerklich-technischem Geschick viel Sorgfalt und Perfektionismus. Hörakustiker arbeiten hochkonzentriert und sehr genau. Auch bei der regelmäßigen Wartung der Hörgeräte tauschen sie kleinste Bauteile aus und reinigen Einzelteile.
Gleichzeitig verlangt der Beruf des Hörakustikers viel Fingerspitzengefühl und vor allem Freude am Umgang mit Menschen. Im Kundengespräch ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen, damit die Kunden ihr Anliegen offen und ehrlich schildern. Gute Hörakustiker beraten ihre Kunden wie beste Freunde und widmen sich mit Leib und Seele der bestmöglichen Hörversorgung.
Dazu gehört auch die Betreuung von Patienten, die sich schwer oder fast gar nicht mehr ausdrücken können. Bereits in ihrer Ausbildung werden Hörakustiker psychologisch geschult, um auch Demenzpatienten und Kinder mit optimalen Hörsystemen zu versorgen. Wichtig ist dabei, sich besonders viel Zeit zu nehmen. Denn bei Demenzpatienten erfolgt eine Reaktion nicht immer unmittelbar. Auch die emotionale Nähe ist von großer Bedeutung. Aufmerksamer Blickkontakt, ein freundliches Lächeln, eventuell auch eine Berührung an den Händen oder Armen helfen, um miteinander in Verbindung zu treten.
Was macht eine guten Hörakustiker aus?
Diese Checkliste hilft Ihnen bei der Suche nach dem richtigen Hörakustiker und zeigt auch auf, auf welche Fähigkeiten es bei diesem Beruf ankommt.
- Fachliche Kompetenz
Das menschliche Gehör und die Hörgeräte-Technik sind sein Fachgebiet und Steckenpferd. Dazu gehört auch, dass er dem Kunden seine Hörprobleme verständlich erklärt und die Schritte im Rahmen der Versorgung aufzeigt. Er bildet sich gerne weiter, kennt neueste technische Entwicklungen und will für seine Kunden die optimale Versorgung mit Hörgeräten erreichen.
- Geduld
Die Testphase mit neuen Hörgeräten kann länger dauern. Bis die Einstellungen so perfekt sind, dass sich Hörgeräteträger wirklich wohl fühlen, sind meistens einige Termine beim Hörakustiker notwendig. Dabei sollten Kunden jedoch nie das Gefühl haben, dass sie stören. Es sollte auch möglich sein, verschiedene Hörgeräte im Alltag zu testen. Denn sie unterscheiden sich oft deutlich in Klang und Einstellungsmöglichkeiten. Geduld, Verständnis, Empathie und das individuelle Eingehen auf Wünsche und Probleme zeichnen einen guten Hörakustiker aus. Ausgeglichenheit und Ruhe im Umgang mit den Kunden sind dabei selbstverständlich.
- Genauigkeit
Hörakustiker sind handwerklich geschickte Techniker, die sehr sorgfältig und konzentriert arbeiten. Sie haben Freude an Präzision und Perfektion. Auch beim Prüfen des korrekten Sitzes eines Hörgeräts kommt es auf Beobachtungsgenauigkeit und Fingerspitzengefühl an.
- Naturwissenschaftliches Verständnis
Im Arbeitsalltag muss der Hörakustiker oft Formeln berechnen und technische Zahlendaten auswerten. Mathe- und Physikkenntnisse sind für den Hörakustiker wichtig, um für jeden seiner Kunden ein perfekt funktionierendes Hörgerät auszuwählen. Zudem muss der Hörakustiker in der Lage sein, mit professionalisierten Geräten die Auswertung von Frequenzen und Tönen auszuwerten.
- Eigeninitiative
Hörakustiker arbeiten selbstständig und betreuen ihre Kunden individuell. Dabei sind Eigeninitiative und Entscheidungsfreude gefragt, denn der Hörakustiker ist alleine für die Anpassung eines idealen Hörgeräts verantwortlich. Schließlich sind neben den technischen auch kaufmännische Kenntnisse für die Preisgestaltung und Abrechnung nötig.
Wie wird man Hörakustiker?
Die Ausbildung zum Hörakustiker findet dual, im Betrieb und blockweise in einer Berufsschule an einigen wenigen Standorten in Deutschland statt. Sie dauert 3 Jahre und kann auf 2 bis 2,5 Jahre verkürzt werden. Es ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben, in der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss oder Hochschulreife ein.
Am Ende der Ausbildung findet eine praktische, schriftliche und mündliche Gesellenprüfung statt. Wer diese Prüfung besteht, darf sich staatlich anerkannter Hörakustiker nennen. Danach arbeitet man entweder in einem Ladengeschäft für Hörgeräte oder bei industriellen Hörgeräteherstellern.
Die Ausbildung zum Hörakustiker bietet zudem die Möglichkeit, am Campus Hörakustik in Lübeck eine akademische Laufbahn zu beschreiten – auch ohne Abitur. Nach einer bestandenen Meisterprüfung kann der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgen. Außerdem sind zahlreiche Weiterbildungen und Spezialisierungen, wie zum Beispiel zum Pädakustiker (Hörakustik für Kinder) möglich.
Im Hörakustikerhandwerk haben die Auszubildenden meist schon zum Zeitpunkt ihrer Gesellenprüfung einen unterzeichneten Arbeitsvertrag in der Tasche, nicht selten bei ihrem Ausbildungsbetrieb. Für junge Menschen, die ein hohes technisches Interesse besitzen, eine handwerkliche Begabung mitbringen und Freude am Umgang mit Menschen haben, kann dieser Beruf mit seinen sehr guten Zukunftsperspektiven genau das Richtige sein.
Wie genau läuft eigentlich ein Hörtest ab? Hier sehen Sie, was bei einem Hörtest passiert und erfahren, wie die Untersuchung beim Hörakustiker abläuft.