Das absolute Gehör
Wie würde es sich auf das Musizieren auswirken, wenn man einen Ton durch reines Hinhören erkennen könnte? Einige Menschen verfügen über diese Fähigkeit. Doch wie funktioniert das?
Musikern wie Mozart, Bach und auch Beethoven wird das absolute Gehör nachgesagt. Das absolute Gehör beschreibt die Begabung, die Tonhöhe eines gehörten Tons zu bestimmen und diesen richtig einordnen zu können. Wohingegen „normal“ hörende Menschen „nur“ ein relatives Gehör besitzen. Das bedeutet, dass sie lediglich erkennen können, ob ein Ton in einer Tonabfolge laut, leise, höher oder tiefer ist als der zuvor gehörte. Im Gegensatz dazu können Absoluthörer dies auch unabhängig von der Tonabfolge.
Genetisch veranlagt oder doch nur antrainiert?
Überraschenderweise nehmen Forscher an, dass fast jeder Mensch die Veranlagung zur Entwicklung eines absoluten Gehörs besitzt. Der Grund für diese Annahme ist, dass jedes Kind mit einem verfeinerten Gehör geboren wird, um die eigene Sprachentwicklung zu stärken. Bereits in unserem Artikel „Gut Hören prägt frühkindliche Sprachentwicklung“ haben wir gezeigt, wie Kinder schon in den ersten Monaten beginnen, ihre Muttersprache zu erlernen. Ist die Sprachentwicklung abgeschlossen und wird das feine Gehör nicht mehr ausreichend genutzt, verliert der Großteil dieses Können.
An dieser Stelle kommt nun die Musik ins Spiel: Denn um das absolute Gehör auch bis ins Erwachsenenalter beibehalten zu können, ist musikalische Förderung gefragt − und das am besten so früh wie möglich. Denn Musizieren im frühkindlichen Alter verfeinert das Gehör und die Veranlagung des absoluten Hörens kann erhalten bleiben.
Das besondere Etwas
Was Leute mit einem absoluten Gehör letztendlich so besonders macht, liegt tatsächlich nicht im Gehör, sondern im Gehirn. Forscher gehen davon aus, dass bei Menschen mit einem absoluten Gehör bestimmte Teile des Hörzentrums im Gehirn, in dem Geräusche verarbeitet werden, stark vergrößert sind.
Wer das absolute Gehör noch im Erwachsenenalter besitzt, wird dadurch aber nicht automatisch zum Musik-Genie. Wichtig ist es trotzdem, sein musikalisches Wissen intensiv zu schulen, denn dieses wird benötigt, um die gehörten Töne überhaupt richtig benennen zu können. Doch egal, ob Absoluthörer oder nicht: Musik kann unser Leben bereichern. Denn Musik schult nicht nur unser Gehör, sondern verbessert auch unser Rhythmusgefühl, hilft Stress abzubauen und bereitet uns gute Laune!