Über den Wolken
Das Flugzeug startet und kurz nach dem Abheben spürt man meist einen dumpfen Druck im Gehörgang. Der sogenannte Druckausgleich gehört zum Fliegen wie Start und Landung. Seine Begleiterscheinungen sind jedoch nicht sehr angenehm. Doch in der Regel lassen sich diese auch recht schnell wieder beseitigen.
In unserem vorherigen Artikel „Wenn das Hörgerät mitfliegt“ haben wir Sie darüber informiert, was Sie über das Fliegen mit einem Hörgerät wissen sollten. Wir haben geklärt, ob Sie Ihr Hörgerät bei der Sicherheitskontrolle herausnehmen müssen und ob Ihr Hörgerät den Druckausgleich beim Starten und Landen meistern kann.
Doch spulen wir einmal zurück: Woher kommt überhaupt der Druck auf den Ohren und was hilft gegen die Beschwerden nach Start und Landung?
Ohrenschmerzen: Nein, danke!
Der Grund, warum Ohrenprobleme ausgerechnet beim Fliegen entstehen, lässt sich mittels etwas Physik erklären. In Bodennähe herrscht um uns herum ein annähernd gleichbleibender Luftdruck von einem Bar – genau wie in unserem Körperinneren.
Wenn das Flugzeug mit uns als Passagier abhebt, begeben wir uns rapide in eine enorme Höhe, in der ein anderer Druck herrscht. Für unseren Körper ist der Druckausgleich im Regelfall kein Problem, nur für die Ohren ist es etwas schwieriger.
Das liegt daran, dass die dafür „zuständige“ Röhre, die sogenannte Ohrtrompete, sehr dünn ist. Zudem neigt sie zu Verstopfungen, zum Beispiel durch Schleim, der sich dort angesammelt hat. Findet aufgrund dessen im Ohr kein Druckausgleich statt, kann es zu den typischen Symptomen wie kurzfristiger Schwerhörigkeit, Tinnitus oder sogar dumpfen Schmerzen kommen. Nur sehr selten kommt es aufgrund des Druckunterschieds beim Fliegen zu einer echten Schädigung des Trommelfells.
Druckausgleich bei der Landung
Bei der Mehrheit der Menschen sind die Beschwerden während des Landeanfluges stärker als beim Start. Das liegt vor allem am entstehenden Unterdruck im Mittelohr. Dieser ist in der Regel schwieriger auszugleichen als sein Gegenspieler, der Überdruck. Daher ist es wichtig, insbesondere beim Sinkflug frühzeitig mit den Techniken zum Druckausgleich zu beginnen.
Doch warum ist das so?
Die Änderung der Höhe beim Start erfolgt noch recht langsam und kontinuierlich, wohingegen sich die Höhe beim Landen sehr abrupt ändert. Das heißt: Beim Start kann sich das Ohr in Ruhe an die Höhenunterschiede gewöhnen, beim Sinkflug nicht.
Die Technik macht’s
Jeder kennt die Klassiker: Kaugummi kauen, Kauen, Schlucken und Gähnen sollen den Druckausgleich fördern. Das ist zwar nicht wissenschaftlich erwiesen, aber es scheint zu helfen. Denn beim Schlucken oder Gähnen öffnet sich die Eustachische Röhre und es kann Luft aus dem Mittelohr entweichen. Es kommt zu einem Ausgleich des Druckunterschieds zur Umgebung und das Druckgefühl auf den Ohren verschwindet.
Ein weiteres Hilfsmittel ist das sogenannte „Valsalva-Manöver“. Ganz einfach Nase und Mund zuhalten und dann bei verschlossenem Mund kräftig ausatmen. Im Nasenrachenraum entsteht dadurch ein Überdruck, welcher ebenfalls die Eustachische Röhre öffnet und Luft aus dem Mittelohr entweichen lässt.
Für Menschen, die regelmäßig beim Fliegen Probleme haben, empfiehlt sich ein Gehörschutz mit einem speziellen Filter, welcher einen langsamen und kontinuierlichen Druckausgleich unterstützt und das Ohr so schützt.
Falls all das nichts hilft, hilft nur noch Warten. Mit der Zeit gewöhnen sich die Ohren an die vorherrschenden Bedingungen. Das Druckgefühl im Ohr wird geringer und die damit verbundenen Beschwerden verschwinden recht schnell ganz von alleine.
Kindern beim Druckausgleich helfen
Auch Kleinkinder und vor allem Babys haben häufig Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich. Doch Füttern oder Stillen kann helfen. Saug- und Kaubewegungen werden ausgelöst und beugen Ohrenschmerzen vor.
Zum Abschluss lässt sich sagen: Vorbeugen ist immer besser als heilen! Nehmen Sie sich die genannten Tipps und Tricks zu Herzen und verhindern Sie damit, dass das lästige und schmerzhafte Gefühl in den Ohren zur Qual werden kann. Guten Flug!